Samstag, 31. Dezember 2011

Zauberfeder 21

Weihnachtsglück

Draußen war alles still. Es regte sich nichts, außer einer Gestalt welche durch das Schneetreiben lief. Ja, er rannte förmlich, um sich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Über seiner Schulter hatte er eine Sporttasche. Er kam jedoch nicht vom Sport, nein es war schlimmer. Er, Jeff, wurde am heutigen Tag aus dem Gefängnis entlassen. Wegen guter Führung sogar etwas früher als erwartet.
Jeff selbst war ein 1.80m großer Mann mit grünen Augen und schwarzem, etwas zotteligen Haar. Sein Gesicht zierte einen unsauberen Bart um denn er sich nicht hatte gekümmert als er das Gefängnis verließ. Er sah vom körperlichen auch nicht aus wie Popeye, aber auch nicht wie ein Spargeltarzan.
Er sah nun mal aus wie er aussah, auch wenn die Zeichen der Gefangenschaft ihre Spuren hinterlassen hatten.
Kurz blinzelte er unter seiner Mütze hervor, musste sich orientieren, da es lange her war, seit er in dieser Gegend gewesen war.
°Meow°. Dieses Geräusch ließ den gerade weiter laufen wollenden Jeff inne halten. Es erklang erneut und hörte sich sehr jämmerlich und leidend an. Hastig sah sich Jeff suchend um und erblickte an einer Hauswand gelehnt einen Karton stehen. Langsam, um nicht auf dem glatten Weg auszurutschen trat Jeff näher heran und sah erstaunt zwei eng aneinander gekuschelte Kätzchen. „Wie grausam und das bei diesem Wetter“, murmelte Jeff kopfschüttelnd und hockte sich vor den Karton, streckte die Hand nach den beiden zitternden Kätzchen aus, streichelte kurz über das kühle Fell und hatte auch deren Aufmerksamkeit.
Zittrig schleckte eines der Kätzchen über seine Finger, sah Jeff mitleiderregend an und maunzte erneut kläglich. „Schau mich doch nicht so an. Ich kann euch doch nicht mitnehmen. Ich habe doch gar nicht genügend Mittel um euch zu versorgen“, murmelte Jeff, doch schon ertönte ein weiteres Maunzen. Jeff fiel es ziemlich schwer die beiden Kleinen so zu sehen, hob den Blick an und schaute sich suchend um. Es war schon ziemlich dunkel und die Läden würden sicher auch gleich schließen.
Mit klammen Fingern zog Jeff sein Portemonnaie aus der Tasche und schaute auf den einzigen Zehn Euroschein den er noch drin hatte. Leicht gequält verzog er das Gesicht und sah wieder zu den Kätzchen runter. „Wartet hier ihr Beiden. Ich bin gleich wieder da“, nuschelte Jeff, erhob sich und rannte über die Straße zu einem Markt welcher auch gerade schließen wollte.
Er hatte Glück, die Verkäuferin ließ ihn noch rein, sodass er hastig etwas Katzenfutter und ein wenig Essen für sich selbst besorgen konnte. Mit der Plastiktüte in der Hand kam er wieder raus, verstaute den Einkauf in seiner Sporttasche und rannte zu den Kätzchen im Karton zurück. Ohne weitere Diskussionen hob er die beiden heraus, hatte vorher die Jacke etwas geöffnet und steckte sie darunter. Mit einer Hand hielt er die beiden an ihrem Platz, während er mit der anderen die Jacke etwas schloss, seine Tasche griff und weiter rannte.

Es dauerte noch gut zwanzig Minuten bis er Daheim war. Den ganzen Weg über hatte er die Kätzchen unter seiner Jacke deutlich gespürt, schloss leise die Tür zu einem Häuschen auf. Er hatte Glück, dass ein alter Freund ihm angeboten hatte vorübergehend bei ihm zu wohnen. Jeff hätte sonst wirklich nicht gewusst wohin, da seine alte Wohnung gekündigt worden war.
Die Kündigung hatte sein alter Freund Thomas ebenfalls übernommen gehabt. Die Begründung war, dass er ja schlecht vom Gefängnis aus die ganzen Rechnungen wie Stromrechnung, Miete und der gleichen zahlen konnte. Es wäre unsinnig gewesen. Thomas stand schon immer zu ihm, auch als er damals als Bankräuber eine kleine Bank überfallen hatte.
Jeff bereute es sehr, doch er konnte es nicht ändern. Da er auch jemanden angeschossen hatte war er nicht mit irgendeinem milden Gerichtsurteil davon gekommen, nein er musste direkt in den Knast, doch nun war er wieder raus und hatte sogar zwei kleine Anhängsel mitgebracht.
Eben diese ließ er in dem Zimmer, welches Thomas ihm zur Verfügung gestellt hatte, runter auf den Boden, schloss hastig die Tür. Es war ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Bücherregal vorhanden. Thomas war noch nicht Zuhause. Er hatte schon angekündigt, dass er lange arbeiten musste, ihn somit nicht abholen und begrüßen konnte. Doch das machte nichts.
Thomas hatte ihm trotzdem ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht, indem er ihm vorübergehend ein Zuhause geschenkt hatte. Jeff hatte den Entlassungstermin nämlich direkt auf dem ersten Weihnachtstag bekommen.
Leicht schüttelte Jeff den Kopf, verschwand kurz aus dem Zimmer und suchte etwas woraus er ein Körbchen für die Katzenbabys machen konnte. Mit einem Karton und zwei Handtüchern kehrte er zurück, drapierte alles, nur um die Kätzchen dann darein zu legen. Diese bibberten immer noch ziemlich, sodass Jeff die Heizung etwas aufdrehte, sich selbst dann endlich seiner nassen Sachen entledigte.
Sein Magen meldete sich in diesem Moment ebenfalls, sodass er in die Küche entschwand um etwas zu Essen zu kochen und gleich auch das Katzenfutter fertig zu machen. Er hoffte nur, dass die Kleinen es auch fraßen. Er hatte ehrlich gesagt keine Ahnung von Katzen und erst recht nicht von Katzenbabys.
Während dem Kochen bekam er gar nicht mit wie die Tür aufging und ein etwas jüngerer Mann im Rahmen stehen blieb, ihn beobachtete. Erst beim Umdrehen bekam er es mit und erschrak sich direkt zu Tode. „Thomas. Warum machst du dich nicht bemerkbar?“, keuchte Jeff, trat zu seinem jüngeren Freund ran und zog diesen in eine Umarmung welche erwidert wurde. „Ich war gebannt von deinem Anblick in meiner Küche“, grinste Thomas schalkhaft, löste sich und trat zum Herd rüber, wohl um zu sehen was es gab.
Dann aber wanderte sein Blick zu den Schälchen mit dem Katzenfutter. „Das willst du aber nicht essen, oder?“, fragte Thomas, drehte sich um und sah den Älteren fragend an. „Nein. Das ist nicht für mich“, gab Jeff verlegen zu, schluckte einmal und überlegte wie er es Thomas verkaufen sollte. „Du hast mir hier aber keine Tiere angeschleppt oder?“, fragte Thomas und zog galant eine Augenbraue hoch.
Erneut schluckte Jeff und kratzte sich völlig verlegen am stoppeligen Kinnbart. Thomas beobachtete ihn noch eine Weile schweigend bis er den Kopf schüttelte und fragte „Du weißt doch sicher noch das ich ungern Tiere in meinem Haus habe? Was ist es? Ein Hund? Ein Vogel? Eine Katze?“.
„Zwei Katzenbabys“, gab Jeff kleinlaut von sich und natürlich wusste er das, aber den Augen der Kleinen hatte er einfach nicht widerstehen können. „Katzenbabys. Wo hast du die den aufgetrieben?“, fragte Thomas und drehte sich zum Kühlschrank um, holte eine Milchtüte raus und goss davon etwas in einen Milchtopf, wohl um sie zu erhitzen.
„Sie lagen am Neumarkt in einem Karton. Sie waren schon halberfroren, ich konnte sie schlecht da liegen lassen“, erklärte Jeff die Umstände und wunderte sich mal wieder, dass Thomas, der zwei Jahre jünger als er war, viel erwachsener wirkte. Fast als sei dieser der Ältere von ihnen beiden.
„Du hast ein viel zu großes Tierherz, Jeff. Aber Katzenbabys bekommen erst mal Milch bis wir wissen wie alt sie wirklich sind. Am besten gehst du nach Weihnachten zum Tierarzt und lässt sie durchchecken“, lachte Thomas und füllte die Milch in eine etwas größere Schale, reichte diese an den anderen weiter. „Danke Thomas“, grinste dieser verlegen und wollte schon abhauen, doch hielt er noch mal inne. „Ich kann mir doch gar keinen Tierarzt leisten“, seufzte er und sah über die Schulter zu Thomas.
„Dann sieh es als Weihnachtsgeschenk von mir und jetzt geh. Lass die Beiden nicht verhungern“, damit scheuchte Thomas ihn aus der Küche. „Danke“, strahlte Jeff noch und lief in sein Zimmer, stellte die Milchschale zu den Kätzchen, animierte diese zum Trinken.
Er hatte wirklich einen echt guten Freund, dass wusste Jeff zwar schon immer, aber hier kristallisierte es sich mal wieder heraus. Er und Thomas hatten schon in der Schulzeit viel zusammen gehangen, hatten alles miteinander geteilt. Geheimnisse, Spiele, Spaß, Feiertage und mehr. Selbst jetzt noch schien sich kaum etwas verändert zu haben. Thomas war wirklich ein ordentlicher, schlauer, gutmütiger und geradliniger Mensch, während er meist nur Scheiße baute, in der Schule zweimal sitzen geblieben war und von einem Unglück ins Nächste lief. Sie waren wirklich schon immer ein buntes Chaotenpaar gewesen.
Zufrieden lächelnd sah Jeff, auf dem Boden sitzend den Kätzchen beim Trinken zu, ihnen schien auch nicht mehr kalt zu sein. Dann aber wanderte sein Blick aus dem Fenster wo er dichte Schneeflocken sah. „Fröhliches Weihnachten“, murmelte Jeff mit einem verträumten Lächeln. „Ja genau. Frohe Weihnachten, auch dir Jeff“, erklang Thomas Stimme hinter ihm und auch ohne sich umzudrehen wusste Jeff, dass Thomas ihn anlächelte, sich freute, dass er endlich wieder da war. Er hatte Thomas wirklich vermisst.

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wie hat euch diese kleine weihnachtsgeschichte gefallen?

Guten Rutsch ins Neue Jahr wünsche ich euch allen :D
lg dat kojikoji

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Kurz vor Neujahr

So kurz vor Neujahr ist es jetzt,
ich hoffe ihr habt alle Weihnachten überlebt und seid durch das Essen nicht alle am Rumkugeln ;)

Wie ihr Sicher schon bemerkt habt gibt es bei mir wieder eine neue Harry Potter Fanfiktion
5 cm heißt sie
vielleicht haben sie einige von euch schon entdeckt ;)

ach ja und ich wollte euch noch um einen kleinen gefallen bitten

ich nehme auf http://www.bookrix.de/_title-de-kojikoji-weihnachtliche-hundemission
an einem Wettbewerb Teil. Der link da oben *hochdeut* bringt euch direkt zu meiner Kurzgeschichte.
Es wäre ganz lieb wenn ihr mir da einen Pokal geben könntet ;) Der Wettbewerb endet am 2ten Januar

Ich denke. Sollten wir dann gewinnen werde ich wohl bei meinen Geschichten Extrakapitel springen lassen XD (so glücklich wie ich dann sein werden würde) *g*

also ich wünsche euch noch einen guten Rutsch ins Neuejahr, aber Rutscht ja nicht zu weit.

Glg euer kojikoji

Samstag, 24. Dezember 2011

Frohe Weihnachten

Weihnachten
Ich wünsche euch allen Frohe Weihnachten
ich hoffe ihr hattet einen besinnlichen Tag und habt mit euren Lieben gefeiert


und als kleiner Bonus gibt es eine Weihnachtliche Geschichte. Zumindest  Weihnachtlich für einen Hund ;)
wie ein Hund seinem Menschen ein schönes Weihnachtsgeschenk bereitet

Es ist aus der Sicht des besagten Hundes geschrieben
viel Spaß damit
dat kojikoji





Weihnachtliche Hundemission

Wie feiert mein Mensch Weihnachten? Und wie findet er dabei sein Glück?
Das wüsstet ihr wohl gerne. Ich will es euch auch erzählen, doch zuerst ein paar wichtige Informationen zu meiner Person. Mein ehrenwerter Name ist Johannes von Lichtenstein. Ich bin ein reinrassiger Husky. Mein Mensch holte mich zu sich, da war ich drei Monate alt. Nun bin ich schon acht Hundemonate alt.
Also im besten Alter.
Meine Mutter, die mich Johannes von Lichtenstein nannte, habe ich schon lange nicht mehr gesehen, ebenso wenig meine fünf anderen Geschwister, doch mein Mensch, der nannte mich von Anfang an Wolfi. Also dürft ihr mich auch gerne Wolfi nennen.
Aber kommen wir zurück zu meinem Menschen. Mein Mensch heißt Andreas Schiller und ist schon ganze 26 Menschenjahre alt. Ein wirklich nettes Alter. Nicht zu jung um mir an den Ohren zu ziehen und nicht zu alt um noch mit mir über die Wiesen zu jagen. Andreas hat im Gegensatz zu meinem weißen Fell, schwarzes, aber auch nur auf dem Kopf, doch das ist ja nicht schlimm. Es wird ihm bestimmt auch noch am restlichen Körper wachsen. Bis dahin zieht er sich ja jeden Tag diese Stoffe über, um nicht nackt herumzulaufen und zu frieren.
Die Augen von Andres sind, wie ich beim Abschlecken seiner Schnauze bemerkt habe, grün. Ja wir Hunde können Farben erkennen, nicht wie die meisten Menschen immer behaupten, wir könnten nur schwarz-weiß sehen. Das ist Unsinn.
Also wirklich.
Andres ist nicht so groß wie andere männliche Menschen, selbst die Weibchen übertreffen ihn in der Körpergröße oft. Er sagte einmal, er sei mit 164cm Körpergröße viel zu klein, vielleicht trägt er deswegen auch immer diese Schuhe mit der hohen Sohle. Will wohl größer wirken. Mich persönlich stört es ja nicht, aber na ja. Mein Mensch ist da etwas eigen und wird oft böse, wenn sein menschlicher Kumpel Sam ihn damit aufzieht.
Und mein Mensch Andreas hat noch ein ganz großes Geheimnis. Er hat mir früher immer erklärt, ich dürfe es keinem weiter sagen, aber wer würde einem Husky wie mir schon zuhören? Die Menschen sind ja leider so dumm und verstehen die Hundesprache nicht, wirklich schlimm.
Ein leises Jaulen dringt über meine Lefzen als ich mir meine Pfote über die Nase lege.
Was ist denn Wolfi? Musst du mal raus?“, fragte Andreas mich, da er es wohl mit bekommen hatte. Rausgehen? Ja das wäre eigentlich keine schlechte Idee. Also sprang ich sofort auf, was Andreas zum Anlass nahm und sich Schuhe und Jacke überwarf. Noch ein Stück Stoff für den Kopf und eines, dass er sich um den Hals schlang und los ging es. Ich muss sagen, ich liebe es wenn draußen Schnee liegt. Es ist mein erster Schnee den ich in meinem bisher kurzen Hundeleben gesehen habe.
Während wir draußen herum laufen ließ ich meinen Blick wandern. Andreas hatte mir mal erzählt dass das immer näher kommende Weihnachten beinhaltete, dass man seinen Freunden und seiner Familie etwas schenkt, eine Freude macht. Etwas Besonderes halt. Ich habe mir also zum Ziel gesetzt für meinen Menschen einen Partner zu finden. Andreas ist des Nachts immer einsam, so dass ich mich zu ihm ins Bett lege und ihn tröste. Eine ziemlich harte Arbeit, doch tue ich es ja gerne für ihn.
Mein Blick wandert über die verschiedensten Menschen. Große, Kleine, Dicke, Dünne, Menschen mit buntem Fell, Menschen auf ihren dünnen Fortbewegungsmitteln, die sie Fahrrad nennen. Davon gab es im Winter jedoch nur wenige. Dann sah ich noch Menschen die ihre Kinder auf solchen Holzgefährten hinter sich her zogen. Manch andere trugen Tüten mit lecker duftenden Inhalt mit sich herum.
Das waren dann wohl die berüchtigten Zutaten für das Festessen. Andreas und ich würden ja Weihnachten mit Sam und ein paar von Andreas Freunden feiern.
Apropos Festessen. Meine Mutter sagte uns Welpen früher immer, passt gut auf euren neuen Menschen auf, sie sind manchmal sehr vergesslich. Andreas wollte ja noch etwas zu Essen besorgen, hatte dieser es wohl vergessen? Ich schlug also den Weg zu dem Markt ein wo Andreas immer einkaufen ging.
Oh ja, stimmt Wolfi. Wir müssen uns ja noch über das Wochenende mit Leckereien eindecken“, stimmte mir Andreas auch sofort zu und wieder mal war ich stolz auf mich, bellte einmal zustimmend. „Gut. dann wartest du hier draußen. Ich bin gleich wieder da“, damit band mich Andreas mit der Leine an einer dünnen Säule fest. Ich habe nie verstanden warum ich nicht mit rein darf, aber ich habe es akzeptiert und warte artig auf meinen Menschen. Dabei lasse ich jedoch meinen Blick schweifen.
Ich muss ja das passende Menschlein für Andreas finden. Irgendwie aber scheinen die alle etwas komisch zu sein und ich will mich ja dann mit dem zweiten Menschen im Haus auch wohl fühlen.
Na Kleiner? Musst du draußen warten?“, fragte mich plötzlich eine Stimme, sodass ich rechts neben mir hoch sah. Es war ein Mann mit hellem Fell und braunen Augen, wo über dem rechten davon eine ziemlich deutliche Narbe zu sehen war. Zumindest so weit ich das hier sehen konnte. Er lächelte mich lieb an, sodass meine Rute automatisch zu wedeln anfing.
Ja ich liebte es nett behandelt zu werden. „Du bist ein guter Junge, hm?“, fragte mich der Mensch und hockte sich zu mir runter. Ich gewährte ihm die Ehre mir über den Kopf zu streicheln, schloss dabei leicht genießend die Augen. „Jetzt muss ich aber auch schon wieder los. Tschüss Großer“, lächelte mich der Mensch warm an und erhob sich auch schon wieder.
Hey, stopp mal. Einmal bellte ich ihm nach, doch er winkte mir nur zu. Mist dabei wäre dieser Mensch doch sicher passend gewesen. Er sah für ein Menschlein recht ansehnlich aus, war nett und mochte Hunde und der Hauptpunkt er konnte auch gut streicheln. So ein Mist. Da bog er gerade um die Ecke und war weg. Mit ihm verschwand auch der angenehme Zimtgeruch, welchen ich bis eben noch wahrgenommen hatte.
Da musste ich wohl weitersuchen, denn Andreas war auch noch nicht wieder draußen. Aber mir fielen keine weiteren interessanten Menschen auf, sodass ich mich gefrustet in ein Eckchen legte wo kein Schnee lag.
Irgendwann kehrte auch Andreas wieder, nahm die Leine und zusammen kehrten wir zurück. Andreas hatte ganze zwei schwere Tüten eingekauft. Ich würde ja helfen aber die waren mir dann doch zu schwer.

Daheim angekommen verschwand ich erst mal zu meinem Wassernapf, während Andreas den Einkauf ausräumte. „Was hältst du von Plätzchen backen, Wolfi? Übermorgen ist ja schon Weihnachten“, fragte Andreas mich. sodass ich den Kopf leicht schief legte, saß neben meinem Napf und beobachtete ihn. Ich hatte also noch zwei Tage Zeit, na ja eigentlich nur einen. Ich musste mich also beeilen.
Aber hier in der Wohnung würde ich gewiss keinen Partner für Andreas finden. Dafür musste ich wieder raus, aber jetzt würde er mit mir wohl nicht noch mal rausgehen. „Oh Mist. Ich habe die Eier vergessen. Ohne kann ich doch nicht backen. Wolfi? Kommst du noch mal mit?“, fragte Andreas leicht fluchend und schwupps war ich wieder an der Tür. Was für eine Frage.
Natürlich kam ich wieder mit. Ich musste doch gut auf mein Menschlein achten. Ein von Lichtenstein war schließlich ein guter und treuer Freund.
Ein wahrer Beschützer.
Wenige Minuten später waren wir wieder in der weißen Landschaft draußen. Mein Blick huschte wieder mal von einem Menschen zum nächsten, doch seit ich diesen Zimtmann getroffen hatte, fand ich die anderen alle irgendwie nicht passend. Was hatte dieser Zimtmann nur an sich gehabt?
Ohne diesen noch mal wieder zu treffen, hatte Andreas die Eier besorgt und wir waren wieder daheim.
Ich hatte mich direkt in mein Körbchen verzogen um in Ruhe nachzudenken. Es musste doch eine Möglichkeit bestehen für Andreas einen tollen Partner zu finden.

Am Abend roch es in der Wohnung lecker nach dem Backwerk. Zusammen mit Andreas lag ich auf dem Sofa, den Kopf in dessen Schoss gebetet und die Augen geschlossen. Es war schon spät und die Flimmerkiste, wie Andreas sie gern nannte, war auf stumm geschaltet. Von Andreas war nichts weiterzuhören.
Mit einem mal aber spürte ich wie Andreas sich etwas zur Seite lehnte, sodass ich die Augen öffnete und zu ihm hoch schielte. Andreas hatte aus einem Kästchen vom Tischchen neben dem Sofa ein Bild heraus geholt. Von hier unten konnte ich nicht viel erkennen, doch ich merkte wie es mein Menschlein traurig machte. Als hätte ich es geahnt fing Andreas plötzlich auch zu schluchzen.
Sofort erhob ich mich aus der liegenden Position, stupste Andreas mit der Schnauze an und dieser schlang direkt die Arme um mich, vergrub sein Gesicht in meinem Fell. Viele Weinkrämpfe schüttelten dessen Leib und ich konnte nur winseln und über dessen nacktes Fell lecken. Mehr war einfach nicht in meiner Macht um ihm zu helfen. Es machte mich ebenfalls traurig.
Wieso hat er mich nur verlassen“, schluchzte Andreas leise in mein Fell rein. Ich verstand nicht ganz. Wer hatte meinen Andreas verlassen? Wie konnte man ihn verlassen? Andreas war doch ein so lieber Mensch. „Wolfi“, wisperte Andreas leise und löste sich nach einer halben Ewigkeit von mir, wischte sich selber die Tränen von den Wangen und streichelte mir über den Kopf. „Lass uns schlafen gehen“, nuschelte Andreas und zusammen verschwanden wir ins Schlafzimmer.
Ich legte mich sofort zu ihm ins Bett, spürte wie er sich näher an mich kuschelte. Gerne spendete ich ihm etwas Trost, so weit es mir nun mal möglich war.

Am nächsten Tag waren wir viel draußen. Andreas war von der letzten Nacht noch ziemlich angeschlagen und traurig. Wir waren gerade im Park am Springbrunnen, als Andreas mit einem mal das Gleichgewicht verlor. Mit einem erschrockenen Schrei ging er zu Boden, landete auf seinem Hinterteil.
Ich war schon etwas vor gelaufen, kam aber sofort zurück. Ich bellte zwei Mal und stupste ihn an, forderte ihn damit auf vom kalten Boden aufzustehen, doch Andreas lachte nur und wuschelte mir über den Kopf. „Schon gut, Wolfi. Hier ist es ganz schön rutschig“, lachte Andreas und ich freute mich ihn wieder so fröhlich zu sehen.
Kann ich dir aufhelfen?“, fragte mir einem Mal eine angenehme Stimme hinter mir und sofort umwehte meine Nase ein angenehmer Zimtgeruch.
Der Zimtmann.
Sofort bellte ich aufgeregt, sah zu wie der Zimtmann meinem Andreas die Hand reichte. Erstaunt sah Andreas zum Zimtmann auf, nahm dann aber dankbar lächelnd an. „Vielen Dank“; grinste Andreas verlegen, kam aber direkt als er einen Schritt vormachte wieder aus dem Gleichgewicht. „Holla. Vorsicht“, damit hatte der Zimtmann einen Arm um ihn geschlungen, zog ihn von der rutschigen Stelle weg. „Geht's wieder?“, fragte der Zimtmann lächelnd und leicht nickte Andreas.
Scheinbar war es Andreas peinlich, zumindest sah es für mich so aus. Etwas unruhig lief ich um die beiden herum. War das jetzt gut oder schlecht? Ich war verwirrt, denn Andreas strahlte nicht wie es sein sollte, wich dem Blick vom Zimtmann sogar verlegen aus. Unruhig stupste ich Andreas an, bekam dessen Aufmerksamkeit. „Oh ja stimmt. Entschuldige wir müssen weiter“, damit trennte er sich vom Zimtmann und hastete schnell davon, drehte sich aber noch mal um. „Danke noch mal“, und damit war er weg und ich ihm sofort hinter her.
Verwirrt blieb ich neben Andreas, sah immer wieder zu ihm hoch. Ich wollte verstehen warum mein Mensch nicht glücklich strahlte, sondern so zurückhaltend wirkte. „Alles in Ordnung“, lächelte Andreas der meine Unruhe wohl auch bemerkt hatte.
Ich war mir da nicht ganz so sicher, denn auch am restlichen Tag war Andreas so komisch. Was war da nur los?

Es war echt zum Fell raufen, aber das ließ ich lieber sein. Kahle Stellen sahen für einen von Lichtenstein nicht unbedingt schick aus und Andreas mochte mein Fell schließlich so wie es war.
Das war wirklich deprimierend, dass ich keinen passenden Menschen gefunden bei dem Andreas glücklich strahlte und gerade jetzt machte sich Andreas für die Weihnachtsparty fertig. Ich lag auf dem Bett und beobachtete Andreas dabei.
Was meinst du, Wolfi? Lieber das enge schwarze Oberteil? Oder das lockere weiße?“, fragte er mich mal wieder nach meiner Meinung. Ja das war üblich, dass er mich fragte und ich immer gute Tipps gab, so schlug ich mit meiner Tatze nach dem engen schwarzen Oberteil. Das stand Andreas bisher immer gut. „Meinst du? Ich gehe diesmal in keine Disco. Ist das nicht etwas zu gewagt?“, fragte Andreas etwas zweifelnd, doch ich schlug erneut nach dem schwarzen Oberteil. Nein, nein. Das passte auf jeden Fall.
Ich war mir ganz, ganz sicher. „Okay. Wenn du das sagst“, lachte Andreas sein schönes Lachen und zog sich wie immer vor meinen Augen um. Wie ich sehen konnte, hatte er immer noch keinen Fellwachstum auf der Haut. Ich fragte mich ab wann das bei den Menschen so begann. Oder war das vielleicht von einem zum anderen unterschiedlich? Menschen konnten echt verwirrend sein.
Eine gute Stunde später standen wir vor Sams Tür und dieser ließ uns rein. „Hey Andreas. Wir dachten schon du willst dich drücken“, grinste Sam seinen Kumpel an, sodass ich einfach an Beiden vorbei huschte. Es waren schon einige Leute da, die miteinander redeten oder etwas tranken. Ich hoffte bloß, dass Sam mich nicht vergessen hatte und in der Küche ein Wassernapf für mich stand.
Ich hatte Glück. Sam schien diesmal an mich gedacht zu haben, sodass ich erst einmal meinen Durst löschte. Schon beim dritten Schluck drang mir plötzlich ein bekannter Geruch in die Nase. Ich ließ von meinem Wassernapf ab und folgte meiner Nase ins Wohnzimmer und raus auf den Balkon. Tatsächlich. Da stand der Mensch mit dem blonden Fell und unterhielt sich gerade mit einem Weibchen.
Sofort war ich bei den beiden und bellte sie an. Das Weibchen wich direkt vor mir zurück, ich konnte Angst riechen. Wie konnte man vor einem von Lichtenstein bitte Angst haben? Also wirklich, das verstand ich nicht. „Hallo. Du bist doch der brave Junge vom Supermarkt und aus dem Park“, lächelte mich der Zimtmann an und hockte sich zu mir runter. Sofort vergrub ich meine Schnauze an dessen Bauch. Eine Aufforderung welcher der Blonde lachend nachkam. „Du bist ja richtig verschmust. Bist du ganz alleine hier?“, fragte Zimtmann amüsiert.
Natürlich nicht. Was dachte sich der Blonde. Aber ich sah ihm diesen fehlerhaften Gedanken nach. Denn schließlich hatte ich mein Weihnachtsgeschenk für Andreas wieder gefunden. Ich schnappte mir also einen Teil von dessen Stoff, scheinbar hatte auch dieser Mensch noch kein Fell und zog ihn mit mir mit.
Na, na. Nicht so hastig. Willst du mir etwas zeigen?“, fragte Zimtmann lachend, doch ich hielt nur Ausschau nach Andreas, sah ihn auf einem der Sofa. Also zog ich Zimtmann mit dorthin, ließ ihn dort los und sprang neben Andreas aufs Sofa, war stolz wie Oscar. Zumindest sagen das Menschen das mit Oscar häufig. Ich weiß ja nicht warum die dann immer über die Katze aus der Wohnung nebenan reden.
Aber gut. Menschen halt. „Wolfi, was hast du denn da gemacht?! Oh je, das tut mir Leid. Entschuldigen sie“, kam es erschrocken von Andreas was mich verwirrte. Wieso entschuldigte er sich denn jetzt und dann sah ich es. Ich hatte Zimtmann ein Loch in den Stoff gebissen, wohl beim hinterher zerren. Winselnd legte ich mich lang und legte mir die Tatzen auf die Augen. Eine Geste der Entschuldigung.
Schon gut. Er bereut es ja. Ich bin Anton und wer bist du?“, fragte Zimtmann, nun Anton, amüsiert und reichte Andreas die Hand. „Andreas. Trotzdem. Entschuldigung. Ich weiß wirklich nicht wieso Wolfi das gemacht hat“, seufzte Andreas und sah mich noch mal tadelnd an.
Wie gesagt kein Problem. Darf ich mich zu dir setzen?“, und somit unterhielten sich die beiden die ganze Zeit bis zum Abend. Ich fand es toll. Die Beiden schienen sich wirklich gut zu verstehen. Zumindest so lange bis die Weibchen vom Balkon dazu kam. „Anton Karmer? Ich will gehen. Bringst du mich nach Hause?“, fragte sie etwas langgezogen, klang ziemlich ungeduldig. Mein Blick wanderte von dem Weibchen zu Anton und Andreas hoch. Bei Andreas aber blieb ich hängen. Dieser hatte einen verbissenen, ja fast erschrockenen Gesichtsausdruck.
Entschuldigt mich. Ich muss leider auch schon gehen“, und damit sprang Andreas auch schon auf. Erschrocken jaulte ich auf und hetzte diesem hinterher. Was war denn jetzt los? Wieso war Andreas nur so aufgebracht? Doch scheinbar hatte dieser mich vergessen. Er schlug mir beim raus rennen einfach die Tür vor der Nase zu, wo ich winselnd dran kratzte.
Ich war ein schlechter Freund. Ich hatte ihn einfach so raus laufen lassen. Was wenn ihm jetzt etwas passierte? Was wenn er draußen ausrutschte und weh tat? Wenn er sich verlief? Mein Winseln wurde lauter bis ich von hinten angeleint wurde. Verwirrt sah ich auf. „Komm lass uns deinem Herrchen hinter her, ich hoffe du findest ihn oder wenigstens deinen Heimweg“, lächelte Anton und öffnete die Tür.
Sofort war ich raus, zerrte Anton hinter her. Draußen vor der Tür blieb ich stehen und versuchte Andreas zu riechen. Es war schwach, doch ich schlug den Weg einfach ein. Anton folgte mir ohne sich zu beschweren. Mir fiel auch auf, dass es der Heimweg war denn ich gerade lief.
Also war Andreas nach Hause gelaufen. Es dauerte etwas bis ich mit Anton vor der Tür angekommen war. „Hier wohnt dein Herrchen?“, fragte Anton etwas außer Puste. Kondition hatte er scheinbar nicht. Aber gut das konnte ich ihm ja noch beibringen. „Fragt sich nur welche Klingel“, murmelte Anton doch genau in dem Moment ging die Tür auf und wir standen Andreas gegenüber.
Sofort blieb dieser stehen. „Was machst du hier? Woher...“, fragte er Andreas und als ich an ihm hochsprang bemerkte er mich auch erst. Eigentlich sollte ich deswegen ja beleidigt sein, aber gut. Ich vergebe meinem Menschen. Er war aufgebracht, da kann er ja nichts für. „Wolfi hat mir den Weg gezeigt. Darf ich rein? Ich würde gern mit dir reden“, bat Anton doch Andreas schüttelte den Kopf. „Nein. Dich will ich nicht in meiner Wohnung haben“, wehrte Andreas ab was mich verwirrte. Andreas mochte ihn scheinbar nicht. Nur wieso?
Ich zerrte an der Leine und drängte meinen Menschen damit genauso wie Anton rein in den Hausflur. „Mir scheint Wolfi ist da anderer Ansicht. Andreas komm schon. Nur kurz“, bat Anton lächelnd. Mein Mensch schien hin und her gerissen, senkte den Kopf, sodass ihm das Fell ins Gesicht fiel, stimmte aber schließlich zu.
Zu Dritt gingen wir also ins Warme. Ich verzog mich sofort ins Wohnzimmer wo die beiden wenig später auch auftauchten und sich dazu setzten.
Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du es bist... ich... ich habe dich gar nicht erkannt“, seufzte Andreas und fing an mir durchs Fell zu streicheln. Ich genoss es sehr, lauschte aber aufmerksam. „Ich dachte eigentlich, dass du mich erkannt hast und deinen Groll gegen mich sich gelegt hat. Nun da habe ich wohl falsch gedacht. Ich möchte mich Entschuldigen für das was ich damals getan habe. Ich wollte dir nicht weh tun“, seufzte Anton und legte seine eine Hand auf Andreas Hand die auf meinem Kopf lag.
War ich irgendwie zur Ablage mutiert?
Aber gut. Was tat ich nicht alles für Andreas.
Das hast du aber. Sehr sogar. Was willst du jetzt eigentlich noch von mir? Geh und las mich in Ruhe“, fuhr Andreas wütend und ziemlich verletzt auf, zog die Hand von meinem Kopf weg, sodass auch der Kontakt zu Anton abbrach. „Nein, ich gehe jetzt nicht. Gib mir bitte eine zweite Chance. Andreas... ich habe nie aufgehört dich zu lieben und zwischen mir und dieser Frau damals ist eigentlich nichts passiert. Verdammt ich kann doch nichts dafür, dass sie dachte ich würde mit ihr flirten und das obwohl ich nur höflich war“, fuhr Anton nun ebenfalls auf, sodass ich mich lieber aus dem Staub machte.
Nicht, dass ich auch noch mit reingezogen wurde. War das vielleicht der Mann von dem Foto? Der Mann, wegen dem mein Andreas so doll geweint hatte? Ich wechselte meinen Platz also auf den Sessel im Wohnzimmer, beobachtete die beiden weiter. „Toll, das sagst du jetzt und bei der nächsten Gelegenheit wird mir das Herz erneut bluten“, keifte Andreas. Ich hatte meinen Menschen noch nie so gesehen, jaulte leise auf. War mein Weihnachtsgeschenk doch nicht so gut gewesen.
Nein Andreas. Das wird nicht passieren“, und mit diesen Worten zog Anton meinen Menschen in seine Arme, drückte dessen Lefzen auf die seine. Hatten sich die beiden jetzt wieder lieb? Wohl nicht, denn Andreas schlug Anton mit der flachen Hand ins Gesicht. Starr sah Anton ihn an, fuhr mit der eigenen Hand zu der getroffenen Wange hoch und seufzte „Das habe ich wohl verdient“. Doch schon im nächsten Moment küsste, ich glaube das nennt man so, küsste er Andreas erneut.
Ich erwartete schon einen weiteren Schlag, doch diesmal blieb er aus, Andreas schlang sogar die Arme um dessen Hals und lehnte sich an Anton ran. Das sah mir doch sehr nach einem Happy End aus. Oder eher nach einer erfolgreichen Hundemission zu Weihnachten.
Wie heißt es so schön unter uns Hunden?
Alles für den eigenen Menschen.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Zauberfeder 19

Der Sammler

heute gibt es mal etwas ganz anderes von mir.
Dies ist mein Beitrag zum Wettbewerb Märchenstunde auf bookrix
Es wäre toll wenn ihr mir sagt was ihr so davon holtet
Glg kojikoji

Der Sammler

Meine Mutter hatte mir früher immer viele Märchen erzählt. So auch das Märchen vom Sammler. Es heißt, dass im nahegelegenen Wald, tief, tief drinnen im dichten Buchwerk eine alte Hütte steht. Hinter dieser Hütte, abgegrenzt von einem Zaun, sollte ein Garten liegen. In diesem Garten sollen die unterschiedlichsten Blumen wachsen, in jeder erdenklichen Farbe. Es gab dort violette Gänseblümchen oder schwarze Stiefmütterchen, grüne Rosen oder intensiv gelb leuchtende Lilien. Ich fragte, als ich die Geschichte zum ersten Mal hörte, wer solch sonderbare Blumen züchtete und pflegte.
Mutter hatte kurz überlegen müssen bevor sie mir antwortete. „Es ist der Sammler. Ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, mit verschlossenem Gesicht, mein Kind. Dieser Sammler ist ein Heiler, doch er heilt nicht für umsonst oder andere Gaben die wir ihm geben können. Menschen die zu ihm gehen mit einer Bitte oder einem Wunsch kommen nie wieder. Die, für die ihre Bitte oder ihr Wunsch jedoch war, werden wieder gesunden. Der Sammler hält seinen Teil der Abmachung immer ein, musst du wissen. Was er aber von den Bittstellern fordert ist nicht sehr angenehm. Er verlangt das sie einen Test bestehen. Ein Quiz mit drei Fragen. Niemand hatte es bisher ganz lösen können. Was mit ihnen geschieht, weiß ich jedoch nicht“, lächelte meine Mutter während sie am Stricken eines Pullis für mich war.
Ich war damals noch recht jung gewesen, doch an meinem vierzehnten Geburtstag erkrankte ich. Meine Mutter hatte alles versucht um mein Fieber zu senken, doch es klappte nicht. Also legte sie sich eines Nachts ihren Mantel um und setzte sich zu mir ans Bett. „Mein liebes Kind. Ich werde den Sammler um Hilfe bitten. Werde wieder gesund und lebe fröhlich weiter“, damit hauchte sie mir einen Kuss auf die Stirn, den ich, genau wie ihre Worte, kaum wahrnahm. Auch ihr Verschwinden ging an mir vorüber.
Es dauerte zwei Tage bis es mir urplötzlich wieder besser ging. Das Fieber verschwand innerhalb eines halben Tages. Meine Großmutter preiste es ein Wunder, doch ich wusste es besser. Mutter hatte mir die Geschichte nicht umsonst erzählt gehabt. Sie blieb jedoch verschwunden und kam auch Jahre später nicht wieder. Großmutter war vor Kummer drei Jahre später verstorben.
Ich aber lernte fleißig. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt, ich würde zum Sammler gehen und um meine Mutter bitten.
So sollte es an meinem achtzehnten Geburtstag geschehen. Ich war gekleidet in dünne Kleidung und einen tiefschwarzen Mantel. Die Kapuze zog ich mir tief ins Gesicht, sah kurz aus dem Fenster, doch es war schon finstere Nacht. Niemand der sie noch aufhalten könnte, war unterwegs, sodass ich mich aus dem Haus schlich und wenig später in den tiefen Wald eintauchte.
Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, sah den Weg, welcher für sie und die anderen Kinder immer verboten gewesen war. Sie erzählten uns immer dort gäbe es menschenfressende Wesen. Leicht schluckte ich, doch hielt nicht inne, ging zielstrebig weiter. Ich wollte meine Mutter befreien, die irgendwo bei dem Sammler sein musste, dort Gefangen gehalten wurde.
Mitten auf dem Weg jedoch musste ich anhalten. Vor mir war ein reißender Fluss den es zu überwinden galt. Bevor ich aber dazu ansetzen konnte, hörte ich ein trauriges Stimmchen. Mein Blick wanderte suchend im Dunklen umher, lauschte dem Klagen. „Ach wie kann ich das Gewässer nur überqueren, wie gerne würde ich fliegen können, um hinüber zu meiner Familie zu gelangen“.
Die Klage berührte mein Herz, sodass ich in die Nacht hinaus fragte „Du klagst so schrecklich. Kann ich dir helfen beim Überqueren des Flusses?“. Es war einen Moment still. „Ein Menschlein, ein Menschlein. Ein Menschlein will mir helfen. Ich nehme dankend an. Sieh zu mir herunter, ich bin direkt vor dir“, ertönte das eben noch klagende Stimmchen, sodass ich runter blickte. Es war eine Ameise, die an meinem recht lädierten Schuh versuchte hochzukommen. Ich bückte mich und nahm sie auf meine Hand, sprang mit ihr über den noch für mich überwindbaren Fluss und ließ sie auf der anderen Seite wieder herunter.
„Ich danke dir Menschlein. Nimm dir zu Herzen, dass man sich für eine Aufgabe manchmal auch ändern muss“, lächelte die Ameise und verschwand im Dickicht. Ich war verwundert über diesen Rat, doch lief ich weiter.
Der Wald wurde langsam etwas lichter, als ich mit einem Mal eine erneut klagende Stimme vernahm „Ach wie schlimm es doch ist. Mein Heim ist zusammen gefallen und nun habe ich keinen Schutz mehr vor dem schrecklichen Regen“.
Ich bemerkte es erst jetzt das ein leichter, kaum wahrnehmbarer Nieselregen eingesetzt hatte, sah mich suchend nach der Stimme um. „Du klagst so schrecklich. Kann ich die dir beim Aufbau deines Heimes helfen?“, fragte ich in die Dunkelheit hinein und kurz war es still. „Ein Menschlein, ein Menschlein. Ein Menschlein will mir helfen. Ich nehme dankend an. Sieh zum Baum rechts neben dir. Ich bin genau auf Augenhöhe“, erklang das gerade noch klagende Stimmchen, sodass ich rechts neben mich sah.
Auf Augenhöhe erblickte ich ein Eichhörnchen, welches vor einem Loch im Baum hockte. Dies war völlig mit Laub, Ästen, Spänen und anderem Unrat voll. Verzweifelt versuchte das Eichhörnchen die Äste dort heraus zu zerren, war aber zu schwach. Also griff ich einfach zu und entfernte den Unrat aus der Behausung des Tieres, bis das dieses freudig in seine Behausung zurück konnte.
„Ich danke dir Menschlein. Nimm dir zu Herzen, dass man bei manchen Probleme auch mal an sich selbst und nicht an andere denken sollte“, damit verschwand das Eichhörnchen in dem Baumloch und ich ging verwundert weiter. Was sollte mir dieser Rat nur sagen? Doch ich konnte mich nicht damit aufhalten und ging weiter. Ich musste den Sammler noch diese Nacht erreichen. Mutter hatte ja erwähnt, dass man die alte Hütte nur Nachts fand, dann, wenn der Vollmond hoch am Himmel stand.
Langsam wurde der Wald wieder etwas dichter, doch plötzlich vernahm er eine erneut klagende Stimme. „Oh nein, oh nein. Mein Ei ist mir aus dem Nest gefallen. Wie kann ich es nur wieder herein holen, bevor der Fuchs es findet?“, klagte das Stimmchen ihr Leid, sodass ich mich suchend umsah, aber nichts fand.
„Du klagst so schrecklich. Kann ich die dir beim Bergen deines Eis helfen?“, fragte ich somit in die Nacht hinein und kurz war alles still. „Ein Menschlein, ein Menschlein. Ein Menschlein will mir helfen. Ich nehme dankend an. Sieh links auf dem Boden zu deinen Füßen. Dort liegt mein Ei. Bring es mir doch bitte zurück, genau darüber ins Nest“, erklang die eben noch klagende Stimme bittend, sodass ich nach links sah und das Ei fand. Es war weich in Moos und Gras gefallen und somit noch heil.
Ich nahm es in meine Hand und sah suchend nach dem Nest hoch. Es war etwas über dem Erdboden, sodass ich am Baum hochklettern musste, das Ei zurück ins Nest legte. „Ich danke dir Menschlein. Nimm dir zu Herzen das man, wenn man nicht weiter weiß, auch mal kurz abschweifen darf. Den Blick zum Himmel richtet und dort nach den Antworten für das Problem oder die Frage sucht“, damit setzte sich der Vogel auf sein Ei und vergrub den Schnabel samt Kopf tief im Gefieder.
Ich aber kletterte wieder herunter und machte mich verwirrt wegen dem Rat wieder auf den Weg. Es dauerte keine zehn Minuten da brach ich durch das Unterholz und sah eine alte Hütte vor mir. Einen Zaun der einen Garten abgrenzte, konnte ich zu beiden Seiten erkennen. Ich ging zu dem Haus heran und klopfte dort an die Tür. Es machte mir aber niemand auf sodass ich es noch mal versuchte.
„Im Garten“, ertönte eine kalte Stimme plötzlich, sodass ich dem Hinweis folgte, ums Haus herum ging und vor dem Zaun des Gartens stehen blieb. Ich staunte nicht schlecht als er die ganzen unterschiedlichen Blumen erblickte. Der Garten war in drei Bereiche unterteilt. In einem Gartenteil waren wunderschöne Blumen gepflanzt. Alle Farben, Formen und Größen waren vertreten. Der zweite Gartenbereich waren ziemlich hässliche Blumen. Manche voller Dornen, andere völlig angefressen oder auch ziemlich hässlich nur. Was mir auffiel war, dass es mehr Blumen im hässlichen als im hübschen Bereich gab.
So viel mein Blick auch auf den dritten Bereich. Dort aber waren alle Blumen tot, völlig verdorrt.
„Was suchst du hier Mädchen?“, erklang eine Stimme aus dem hübschen Gartenbereich wo ich auch einen schwarz gekleideten Mann erblickte. „Sind sie der Sammler?“, fragte ich und sah zu wie sich der Mann die Hände an einem Tuch abputzte.
„Der bin ich. Was willst du von mir?“, fragte der Sammler kühl, blieb aber stehen wo er war. „Meine Mutter kam vor vielen Jahren zu dir um dich um meine Genesung zu bitten. Nun bin ich hier um ihre Freiheit zu erbitten. Ihre und alle anderen die du hier Gefangen hältst“, sprach ich fest und sah in die schwarzen Augen mir gegenüber. „Du hast also den Mut, dich meinen Rätseln zu stellen? Dir ist bewusst, dass, wenn du es nicht schaffst, dich eine Strafe ereilen wird. Bei deinem besonderen Fall werde ich danach, wenn du versagst,  die Menschen nicht frei lassen. Willst du es immer noch versuchen?“, fragte der Sammler ernst und ich nickte fest.
Ja das wollte ich machen.
Ich musste es machen.
Für meine liebe Mutter.
„Gut dann komm herein zu mir“, nickte der Sammler und so ging ich durch die kleine Gartentür neben mir hinein, trat zu dem Sammler heran.
„Es werden drei Fragen sein. Solltest du auch nur eine falsch beantworten, hast du verloren und wirst die Strafe tragen müssen“, erklärte der Sammler, sodass ich nur einmal nickte damit er anfangen konnte.
„Nun gut. Frage eins. Wie kommt eine Ameise über den Fluss wenn sie nicht schwimmen kann, keine Brücke oder Steg da ist über den sie klettern kann, keine Hilfsmittel wie Boot, schwimmendes Holz, ein Blatt oder ähnliches und ihr auch niemand helfen kann?“, fragte der Sammler während er einige der Blumen vor sich goss.
Ich war verwundert über die Frage. Was wollte der Sammler da nur genau wissen? So konnte eine Ameise doch niemals über das Wasser gelangen.
Wie sollte ich das nur lösen? Mir kamen mit einem mal die Worte der Ameise wieder in den Sinn ° Nimm dir zu Herzen das man sich für eine Aufgabe manchmal auch ändern muss°. Mann sollte sich also ändern. Aber wie soll sich eine Ameise ändern um ohne irgend etwas über den Fluss zu gelangen?
Ganz plötzlich hatte ich eine Idee.
„Weißt du die Lösung, Mädchen?“, fragte der Sammler welcher eine weiße Lilie in der Hand hatte, ich nickte.
„Die Ameise schmeißt das A aus ihrem Namen einfach weg und verwandelt sich in eine Meise. Dadurch kann sie über den Fluss fliegen“, lächelte ich. Ja für einiges musste man sich nun mal ändern.
Der Sammler jedoch schien nicht sehr beeindruckt und kam gleich zur nächsten Frage.
„Frage zwei. Am Morgen ist es vierfüßig, am Mittag zweifüßig und am Abend ist es dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füße seine Kraft und Schnelligkeit“, lautete die zweite Frage, welche mir schwerer als die erste vor kam.
Meine Gedanken wanderten zu dem was mir das Eichhörnchen mit auf den Weg gegeben hatte °Nimm dir zu Herzen, dass man bei manchen Problemen auch mal an sich selbst und nicht an andere denken sollte°. Ich sollte also an mich selbst denken. Wie half ich mir selber dabei die Lösung zu erkennen.
„Weißt du die Lösung, Mädchen?“, fragte mich der Sammler nach einer Weile erneut und ich nickte etwas zaghaft. Ich war mir nicht ganz sicher ob dieser Gedanke wirklich die Lösung sein konnte. „Es ist der Mensch. Am Morgens seines Lebens, solange er ein Kind ist, auf zwei Füßen und zwei Händen kriecht. Ist er stark geworden, geht er am Mittag seines Lebens auf zwei Füßen, am Lebensabend, als Greis, bedarf er der Stütze und nimmt den Stab als dritten Fuß zu Hilfe. So verändert sich durch die Anzahl der Füße auch die Geschwindigkeit“, sprach ich meinen Gedanken laut aus und sah wie der Sammler das Gesicht wütend verzog.
Ich lag also richtig.
„Die dritte und letzte Frage. Wer sind die beiden Schwestern, die sich stets gegenseitig erzeugen?“, fragte der Sammler und deutlich konnte ich dessen Wut heraus hören. Scheinbar war bisher noch niemand so weit gekommen. Doch die letzte Frage brachte mich völlig aus dem Konzept.
Wie können sich Schwestern bitte selber gegenseitig erzeugen? Das ging doch eigentlich gar nicht. In dem Moment fielen mir die Worte des Vogels °Nimm dir zu Herzen,dass, wenn man nicht weiter weiß, auch mal kurz abschweifen darf. Denn Blick zum Himmel richtet und dort nach den Antworten für das Problem oder die Frage sucht° Ich sollte mir also etwas Zeit lassen und die Gedanken, ebenso den Blick, schweifen lassen.
Ich legte den Kopf in den Nacken, sah nachdenklich über den nächtlichen Himmel, voller Sterne, der Vollmond hellstrahlend. Ihre Gedanken schweiften völlig ab.
„Weißt du die Lösung, Mädchen?“, fragte der Sammler erneut, doch ich wand meinen Blick nicht ab, blieb am Mond hängen und erinnerte mich daran was Großmutter mir einmal erzählt hatte.
„Antworte mir jetzt oder oder du hast verloren“, forderte der Sammler sie auf, hatte die weiße Lilie zu den anderen Blumen in die Erde gepflanzt.
„Die Antwort lautet Tag und Nacht. Meine Großmutter erzählte mir einmal, dass in einer anderen Kultur, weit weg von hier, die beiden als weibliche Gestalten personifiziert wurden“, antwortete ich etwas unsicher und sah die Wut im Gesicht des Sammlers zunehmen. Es war also richtig.
„Ich habe alle drei Rätsel gelöst. Nun lass deine Gefangenen frei“, forderte ich ihn auf und sah deutlich wie sich der Sammler zusammen riss. „Ich halte immer mein Wort“, damit machte er eine weit ausschweifende Geste über seinen Garten. Die ganzen Blumen glühten Hell auf, fingen an sich zu formen. Formten sich immer menschlicher. Also wurde jedem als Strafe eine Blumengestalt aufgelegt.
„Menschen mit reinem Herz, wirklich wunderschöne Blumen“, grollte der Sammler und deutete auf den schönen Teil des Gartens. „Menschen voller Selbstsucht oder Hass im Herzen, wirklich hässliche Blumen“, damit deutete er auf den hässlichen Teil des Gartens. „Menschen die ihre Lebensjahre abgelebt haben und verstarben, wirklich traurig anzusehende Blumen“, seufzte der Sammler und deutete auf den Teil des Gartens wo keine Menschen aus den Blumen kamen.
„Wo sind diese Menschen?“, fragte ich deswegen verwundert. „Sie sind verstorben und werden nie wieder zu Menschen. Sie sind in den Himmel eingewandert“, antwortete mir der Sammler. als ich auch schon meinen Namen rufen hörte. Ich drehte mich um und erblickte meine Mutter, geformt aus der weißen Lilie, welche der Sammler eben noch gepflanzt hatte.
„Mutter. Oh wie freue ich mich“, lachte ich erfreut auf. „Lass uns Heim gehen, mein Kind“, lächelte meine Mutter und zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Die ganzen anderen Menschen machten sich ebenfalls auf den Heimweg. Der Sammler blieb jedoch zurück, doch es würde nicht sein Ende sein. Er würde einen neuen Blumengarten eröffnen. Es würden immer neue Menschen zu ihm kommen.