Samstag, 21. Dezember 2013

Kuscheliger Winter

Der Winter kommt

Nun habe ich mich doch bei der °Kuschelgang° eingeschleust und gleich als erster kleiner Erfolg kommen zwei meiner Wintergeschichten in dem neuen Buch °Kuscheliger Winter°, drin vor.
Meine Kurzgeschichten sind °Weihnachtliche Hundemission° und °Weihnachts-Maskenball°

Hier der Link zum Buch bei Amazon und zu Beam

Das Print folgt noch :D

Lg

Sonntag, 8. Dezember 2013

2tes Adventstürchen

2ter Advent

Hallo.
Morgen sollte hier ein Adventstürchen sein, doch das wurde auf Karos Blogg  verschobe. Also viel Spaß bei ihr. 
Hier wird es dafür ein 2te Adventstürchen von mir geben. Ich hoffe ihr habt Spaß daran :)



Weihnachtsglück



Draußen war alles still. Es regte sich nichts, außer einer Gestalt, welche durch das Schneetreiben lief. Ja, er rannte förmlich, um sich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Schnee, wohin das Auge sah. Das Treiben war so dicht, das man kaum die ausgestreckte Hand vor sich sehen konnte. Über seiner Schulter hatte er eine Sporttasche. Er kam jedoch nicht vom Sport, nein es war schlimmer. Er, Jeff, wurde am heutigen Tag aus dem Gefängnis entlassen. Wegen guter Führung sogar etwas früher als erwartet.

Jeff selbst war ein 1.80m großer Mann mit grünen Augen und schwarzem, etwas zotteligen Haar. Sein Gesicht zierte ein unsauberer Bart, um denn er sich nicht gekümmert hatte, als er das Gefängnis verließ. Er sah vom körperlichen auch nicht aus wie Popeye, aber auch nicht wie ein Spargeltarzan.

Er sah nun mal aus, wie er aussah, auch wenn die Zeichen der Gefangenschaft ihre Spuren hinterlassen hatten. Sein Gesicht wirkte blass und die ein oder andere Schramme zierte sein Gesicht oder seine Oberarme. Er hatte im Knast eine doch sehr unerfreuliche Auseinandersetzung gehabt, doch die Wachleute waren ziemlich schnell eingeschritten. Er hatte den ganzen restlichen Tag auf seiner Zelle verbringen müssen, doch dass hatte er mit Kusshand hingenommen.

Kurz blinzelte er unter seiner Mütze hervor und musste sich orientieren, da es lange her war, seit er in dieser Gegend gewesen war.

°Meow°. Dieses Geräusch ließ den gerade weiter laufen wollenden Jeff innehalten. Hatte er sich verhört? Aber weshalb sollte bei einem solchen Wetter noch irgendein Lebewesen hier draußen herumlaufen. Abgesehen von ihm selber.

Erneut erklang das Maunzen und hörte sich sehr jämmerlich und leidend an. Hastig sah sich Jeff suchend um und schaute sogar in eine der Gassen zwischen den Häuserwänden.

Er konnte Mülltonnen, abgeladene gelbe und blaue Säcke, die dort einfach stehen gelassen wurden und manches, was er nicht näher betrachten wollte, erkennen. Zwischen all dem Kram erblickte er recht weit vorne, an einer Hauswand gelehnt, einen Karton.

Langsam, um nicht auf dem glatten Weg auszurutschen, balancierte Jeff näher heran und sah erstaunt zwei eng aneinander gekuschelte Kätzchen.

„Wie grausam und das bei diesem Wetter“, murmelte Jeff kopfschüttelnd und hockte sich vor den Karton, streckte die Hand nach den beiden zitternden Kätzchen aus. Er streichelte kurz über das kühle Fell und hatte sofort deren Aufmerksamkeit.

Zittrig schleckte eines der Kätzchen über seine Finger, sah Jeff mitleiderregend an und maunzte erneut kläglich.

„Schau mich nicht so an. Ich kann euch doch nicht mitnehmen. Ich habe doch gar nicht genügend Mittel um euch zu versorgen“, murmelte Jeff, doch schon ertönte ein weiteres Maunzen. Jeff fiel es ziemlich schwer die beiden Kleinen so zu sehen, hob den Blick an und schaute sich suchend um. Es war schon ziemlich dunkel und die Läden würden sicher auch gleich schließen.

Mit klammen Fingern zog Jeff sein Portemonnaie aus der Tasche. Ein einziger Blick hinein sagte ihm, dass er nur noch einen einzigen Zehn Euroschein hatte. Leicht gequält verzog er das Gesicht und sah wieder zu den Kätzchen runter. „Wartet hier ihr beide. Ich bin gleich wieder da“, nuschelte Jeff, erhob sich und rannte über die Straße zu einem Markt, welcher auch gerade schließen wollte. Das jämmerliche Maunzen verklang ziemlich schnell hinter ihm und doch hatte er es noch deutlich im Ohr.

Er hatte Glück, die Verkäuferin ließ ihn noch rein, sodass er hastig etwas Katzenfutter und ein wenig Essen für sich selbst besorgen konnte. Mit der Plastiktüte in der Hand kam er wieder raus, verstaute den Einkauf in seiner Sporttasche und rannte zu den Kätzchen im Karton zurück. Ohne weitere Diskussionen hob er die beiden heraus. Vorher hatte er die Jacke etwas geöffnet und steckte sie darunter. Mit einer Hand hielt er die beiden an ihrem Platz, während er mit der anderen die Jacke etwas schloss, seine Tasche griff und weiter rannte.

Ein wenig hoffte er, dass die Kätzchen die Wärme nicht zum Anlass nahmen, jetzt ihr Geschäft zu erledigen. Das wäre dann doch etwas unangenehm.



Es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, bis er Daheim war. Den ganzen Weg über hatte er die Kätzchen unter seiner Jacke deutlich gespürt. Wie sie sich darunter bewegten und sich einen bequemeren Platz suchten. Sich dabei aneinander und an ihn selber kuschelten. Als er endlich sein Ziel erblickte, schloss er leise die Tür zu dem Häuschen auf. Er hatte Glück. Ein alter Freund hatte ihm angeboten, vorübergehend bei ihm zu wohnen. Jeff hätte sonst wirklich nicht gewusst wohin, da seine alte Wohnung, kurz, nachdem er im Gefängnis gelandet war, gekündigt wurde.

Die Kündigung hatte sein alter Freund Thomas ebenfalls übernommen. Die Begründung war, dass er ja schlecht vom Gefängnis aus die ganzen Rechnungen wie Stromrechnung, Miete und der gleichen zahlen konnte. Es wäre unsinnig gewesen.

Thomas stand schon immer zu ihm, auch als er damals als Bankräuber eine kleine Bank überfallen hatte.

Jeff bereute es sehr, doch er konnte es nicht ändern. Da er auch jemanden angeschossen hatte, war er nicht mit irgendeinem milden Gerichtsurteil davon gekommen, nein er musste direkt in den Knast. Damals war er auch nicht sonderlich einsichtig gewesen, doch nun war er wieder raus und hatte sogar zwei kleine Anhängsel mitgebracht.

Eben diese ließ er in dem Zimmer, welches Thomas ihm zur Verfügung gestellt hatte, auf den Boden runter und schloss hastig die Tür.

Es waren ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Bücherregal vorhanden. Thomas war noch nicht Zuhause. Er hatte schon angekündigt, dass er lange arbeiten musste, ihn somit weder abholen noch begrüßen konnte. Doch das machte nichts.

Jeff war ihm auch so dankbar genug, dass er ihm auch jetzt noch zur Seite stand. Ihm damit trotzdem ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht, indem er ihm vorübergehend ein Zuhause geschenkt hatte. Jeff hatte den Entlassungstermin direkt auf dem ersten Weihnachtstag bekommen. Die Leute, die den Kram beschlossen, fanden es wohl witzig, oder dachten das sie einer Familie so wenigstens ein Weihnachtsgeschenk machen konnten.

Leicht schüttelte Jeff den Kopf, verschwand kurz aus dem Zimmer und suchte etwas, woraus er ein Körbchen für die Katzenbabys machen konnte. Mit einem Karton und zwei Handtüchern kehrte er zurück, drapierte alles, nur um die Kätzchen dann darein zu legen. Diese bibberten immer noch ziemlich, sodass Jeff die Heizung etwas aufdrehte, sich selbst dann auch endlich seiner nassen Sachen entledigte.

In eben diesem Moment, meldete sich sein Magen zu Wort, sodass er in die Küche entschwand, um etwas zu Essen zu kochen und gleich auch das Katzenfutter fertigzumachen. Er hoffte nur, dass die Kleinen es auch fraßen. Er hatte ehrlich gesagt keine Ahnung von Katzen und erst recht nicht von Katzenbabys.

Er war nie der Typ für Haustiere gewesen und hatte andere dafür immer nur belächelt, doch nun hatte er fürs Erste, selber welche.

Während er kochte, bekam er gar nicht mit, wie die Tür aufging, ein etwas jüngerer Mann die Küche betrat und im Rahmen stehen blieb, um ihn zu beobachtete. Erst beim Umdrehen bekam Jeff es mit und erschrak sich direkt zu Tode. „Thomas. Warum machst du dich nicht bemerkbar?“, keuchte Jeff, trat zu seinem jüngeren Freund ran und zog diesen in eine Umarmung, welche fast sofort erwidert wurde.

„Ich war gebannt von deinem Anblick in meiner Küche“, grinste Thomas schalkhaft, löste sich und trat zum Herd rüber. Er wollte wohl sehen, was es zu essen gab.

Dann aber wanderte sein Blick zu den Schälchen mit dem Katzenfutter.

„Das willst du aber nicht essen, oder?“, wollte Thomas wissen und drehte sich mit fragendem Blick zu dem Älteren um. „Nein. Das ist nicht für mich“, gab Jeff verlegen zu, schluckte einmal und überlegte, wie er es Thomas am besten beibringen sollte.

„Du hast mir hier aber keine Tiere angeschleppt oder?“, fragte Thomas und zog galant eine Augenbraue hoch.

Erneut schluckte Jeff und kratzte sich völlig verlegen am stoppeligen Kinnbart. Thomas beobachtete ihn noch eine Weile schweigend, bis er den Kopf schüttelte.

„Du weißt doch sicher noch, dass ich ungern Tiere in meinem Haus habe? Was ist es? Ein Hund? Ein Vogel? Eine Katze?“ Wobei ein Vogel ja unsinnig wäre. Schließlich fraßen diese Körner und kein Nassfutter, wie man es in der Schale, deutlich erkennen konnte.

„Zwei Katzenbabys“, gab Jeff kleinlaut von sich. Natürlich wusste er, dass Thomas Tiere nicht mochte. Ein Punkt, in welchem sie sich immer einig gewesen waren, aber den Augen der Kleinen und dem Gemaunze hatte er einfach nicht widerstehen können.

„Katzenbabys. Wo hast du die den aufgetrieben?“, fragte Thomas und drehte sich zum Hängeschrank herum, wo er noch ein Schälchen herausholte. Die bereits vorgeholte Milch stellte er wieder in den Kühlschrank zurück und ließ frisches, aber nicht zu kaltes Wasser, in das Schälchen hinein fließen.

„Sie lagen am Neumarkt in einem Karton. Sie waren schon halb erfroren, ich konnte sie schlecht da liegen lassen“, erklärte Jeff die Umstände und wunderte sich mal wieder, dass Thomas, der zwei Jahre jünger als er war, viel erwachsener wirkte. Fast als sei dieser der Ältere von ihnen beiden.

„Du hast ein viel zu großes Herz, Jeff. Aber Katzenbabys bekommen keine Milch, sondern Wasser. Von Milch bekommen sie nur Durchfall und Katzenmilch haben wir nicht im Haus. Am besten gehst du nach Weihnachten zum Tierarzt und lässt sie durchchecken“, lachte Thomas und reichte Jeff die Schale mit Wasser.

„Danke Thomas“, grinste dieser verlegen und wollte schon abhauen, doch hielt er noch mal inne.

„Ich kann mir doch gar keinen Tierarzt leisten“, seufzte er und sah über die Schulter zu Thomas.

„Dann sieh es als Weihnachtsgeschenk von mir und jetzt geh. Lass die beiden nicht weiter hungern.“ Damit scheuchte er Jeff aus der Küche.

„Danke“, strahlte Jeff und lief in sein Zimmer, stellte die Milchschale zu den Kätzchen, animierte diese zum Trinken. Erst danach stellte er das Katzenfutter dazu und lehnte sich etwas zurück. Sein Blick ruhte auf den beiden Fellknäulen, die zitternd zum Futter rutschten und zaghaft zu fressen begannen.

Er hatte wirklich einen echt guten Freund. Das wusste Jeff an sich schon immer, doch hier kristallisierte es sich mal wieder heraus. Er und Thomas hatten schon in der Schulzeit viel zusammengehangen, hatten alles miteinander geteilt. Geheimnisse, Spiele, Spaß, Feiertage und mehr. Selbst jetzt noch schien sich kaum etwas verändert zu haben.

Thomas war wirklich ein ordentlicher, schlauer, gutmütiger und geradliniger Mensch, während er meist nur Scheiße baute, in der Schule zweimal sitzen geblieben war und von einem Unglück ins Nächste lief. Sie waren schon immer ein buntes Chaotenpaar gewesen.

Zufrieden lächelnd sah Jeff, auf dem Boden sitzend den Kätzchen beim Trinken und fressen zu. Ihnen schien nicht mehr kalt zu sein. Dann aber wanderte sein Blick aus dem Fenster, wo er dichte Schneeflocken sah.

„Frohe Weihnachten“, murmelte Jeff mit einem verträumten Lächeln.

„Dir ebenso frohe Weihnachten, Jeff“, erklang eine sanfte Stimme hinter ihm. Auch ohne sich umzudrehen wusste Jeff, dass Thomas ihn anlächelte, sich freute, dass er endlich wieder da war. Er hatte Thomas wirklich vermisst, sodass er gar nicht anders konnte.

Er erhob sich, drehte sich zu seinem Freund aus Kindertagen herum und nahm diesen in seine Arme, nur um ihn innig zu küssen.

„Ich bin wieder Daheim Schatz“, flüsterte er in ihren Kuss und spürte, wie dessen Arme sich um ihn legten und sich der feste, schlanke Körper, an ihn drückte.

„Ich weiß und ich freue mich. Aber wenn du noch mal so etwas anstellst. Dann fliegst du ohne Kompromisse, hochkant hier raus. Dann verzeihe ich dir nicht noch mal“, raunte Thomas mit einem Hauch Drohung in der Stimme. Dennoch spürte Jeff nur zu deutlich, wenn sie sehnsüchtig sich der jüngere an ihn schmiegte.

„Nicht noch mal“, versprach er fest und küsste seinen Partner, seit 3 Jahren, erneut innig.


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Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen
Übermorgen  am 10.12.2013 geht es auf ronacole ihrem Blogg weiter.
Viel Spaß beim Lesen weiterer Geschichten ;)

Montag, 2. Dezember 2013

Adventskalender 2013

von Janine Sander für den Adventskalender bereitgestellt. Vielen Dank dafür :D
Weiche Weihnachten !?

Auch dieses Jahr hat Karo Stein wieder einen Adventskalender geplant und hier kommt heute mein Beitrag zu diesem tollen Event ;)
Ich hoffe ihr habt dieses Jahr genauso viel Spaß, wie letztes Jahr :D


Weiche Weihnachten !?



Maaartin. Martin schau mal, schau mal. Das habe ich für dich gemalt“, lachte ein kleines blondes Mädchen, das auf einen rothaarigen jungen Mann zurannte.

„Nicht so schnell, sonst fällst du noch, Becky“, mahnte Martin, als er sich umdrehte und sah, wie die kleine, gerade mal fünfjährige, durch die ganzen anderen Kinder hindurch, auf ihn zulief. Die anderen Kinder wurden gerade nach und nach von ihren Eltern abgeholt. Manche wurden angezogen, andere machten es selber. Da es draußen schon kalt und die Schneedecke sehr hoch war, trugen sie alle Winterstiefel, Schneehose und eine kuschelig, warme Winterjacke.

Die meisten Kinder waren schon fort, doch von Beckys Mama war noch nichts zu sehen. Die Kleine kam strahlend vor Martin zum Stehen und hielt ihm stolz das Bild entgegen. Lächelnd nahm er es an und strich sich eine Strähne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr.

Auf dem Bild waren ein Schneemann und vier Personen zu sehen. Alles etwas krakelig und doch sah man deutlich, was es darstellen sollte.
„Das ist für mich? Vielen Dank Becky. Sind das wir beide?“, fragte er und hatte sich runtergehockt.

„Ja. Das bist du. Das bin ich. Das ist mein Onkel und dass da, das ist meine Mama.“ Sie zeigte nacheinander auf die Figuren rund um den Schneemann. Er selber hatte rote Haare bekommen. Sie hatte sich selber Engelslöckchen gemalt, was ihrem Haar zwar nicht glich, doch dass war ja nicht schlimm. Die Mama war etwas rundlich und hatte ebenfalls blondes Haar bekommen und der Onkel trug gar kein Haar.

„Hast du bei deinem Onkel die Haare vergessen?“, wollte Martin deswegen wissen und beobachtete, wie das kleine Mädchen ihre Wangen aufplusterte und den Kopf schüttelte.

„Nein. Der Onkel Jim, hat keine Haare. Das fühlt sich total witzig an. Er ist vorgestern zu uns gekommen und hat versprochen über Weihnachten zu bleiben und mit mir einen Schneemann zu bauen“, erzählte sie stolz. Martin nickte leicht und erhob sich.

„Das ist ja schön. Aber jetzt zurück in den Raum. Du musst doch sicher noch aufräumen, bevor deine Mama kommt, um dich abzuholen“, forderte er Becky auf und sah ihr nur kurz nach. Schnell lenkte ihn eine Mutter ab, welche nach der bevorstehenden Weihnachtsfeier hier im Kindergarten fragte. Diese war schon in drei Tagen und dann würde die Kita, über die Feiertage auch bis zum nächsten Jahr schließen.

Martin träumte schon von seinem diesjährigen Urlaub. Es würde wundervoll werden. Einfach wundervoll. Bei dem Gedanken musste er einfach lächeln. Doch er nahm sich zusammen und verabschiedete die Eltern, plauderte mal hier, mal da, etwas über die Kinder bis nur noch er und Becky im Kindergarten waren. Zusammen löschten sie überall das Licht.

„Deine Mama scheint sich heute zu verspäten“, stellte Martin fest, während er mit Becky ein Würfelspiel mit Schnecken spielte, welche um die Wette rannten.

„Die Mama kommt bestimmt gleich. Sie wollte mit mir noch Einkaufen gehen. Bestimmt kriege ich ein Ei“, freute sich Becky. Martin wusste, dass sie ein Überraschungsei meinte, da sie die Figuren gerne sammelte. In diesem Moment vernahm er Schritte im Gang vor der Tür. Er erhob er sich und sah aus der Tür. Die Würfel hatte er Becky gereicht, damit sie weiter würfeln konnte.

Im Gang stand ein etwas älterer Mann als Martin selber, der vor Kurzem 25 geworden war. Er schätzte den Fremden auf Ende zwanzig, Anfang dreißig. Auf dem Kopf eine warm ausschauende Wollmütze, einen kuscheligen Schal um den Hals.

„Kann ich Ihnen helfen?“, wollte Martin wissen. Sofort drehte sich der Unbekannte zu ihm um. Das Erste, was dem Erzieher ins Auge fiel, waren die strahlend blauen Augen. Er erwischte sich wie er ihn anstarrte, riss sich aber schnell am Riemen.

„Ich bin hier um meine Nichte, Becky abzuho...“, wollte er sein Anliegen erklären, doch da wurde er unterbrochen. Becky stürmte hinter Martin aus dem Raum und umarmte den Fremden um die Hüfte.

„Hey Prinzessin. Bist du fertig? Können wir los?“, fragte der Mann liebevoll, welcher offensichtlich der Onkel war. Dies wurde durch Becky auch direkt bestätigt.

„Onkel Jim, Onkel Jim. Wo ist Mama? Sie wollte mit mir einkaufen?“ Ihr Onkel lächelte amüsiert und strich ihr durch das glatte, blonde Haar.

„Deine Mama musste noch arbeiten und hat mich geschickt. Wenn du möchtest, kann ich mir dir einkaufen. Musst mir nur sagen, was du willst, oder was Mama wollte“, bot er ihr an und sie nickte hastig.
„Gut. Dann zieh dich warm an.“ Damit scheuchte er sie davon und wandte sich an Martin, um diesem die Hand zu reichen. Dieser ergriff sie sofort und merkte das seine Handfläche, vor Nervosität ganz feucht war. Dabei war es hier gar nicht so warm.

„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Marina hat mich eben erst angerufen und gebeten, die Kleine abzuholen. Jim Hawkins ist mein Name“, stellte er sich vor.

„Ich bin Martin, einer der Erzieher hier. Sehr erfreut. Doch sie müssen verstehen, dass ich Frau Jenskin vorher noch anrufen muss. Ich kenne sie leider nicht und Frau Jenskin hat sie auch nie erwähnt. Es dient alles Beckys Sicherheit“, stellte auch er sich vor und löste seine Hand wieder.

„Natürlich. Kein Problem“, schmunzelte Jim und widmete sich Becky, welche gerade ihre Schneehose anzog und dabei halb im Sitzen, umkippte. Martin dagegen fischte das Telefon aus der Gesäßtasche, nur um die Nummer zu wählen. Er kannte Marina Jenskin und Becky ziemlich gut. Sie wohnten in der gleichen Straße, nur wenige Häuser entfernt. Während er telefonierte, beobachtete er den Onkel, wie dieser mit seiner Nichte umging. Er bemerkte die liebevollen Gesten und Blicke und lächelte leicht.
Marina, welche sich am Telefon meldete, bestätigte es sofort und entschuldigte sich einige Mal für das Chaos. Als Martin aufgelegt hatte, zog sich Becky gerade die Mütze auf den Kopf und ließ sich vom Onkel in die Handschuhe helfen. Es waren unbequemen Fingerlinge, die oben oft zu eng waren und sich dann nicht unter der Jacke feststecken ließen. Martin wartete noch einen Moment, und als die beiden fertig waren, reichte er Becky, ihre Tasche.

„Bis Morgen Becky und kuschele dich daheim in deine warme Decke. Nicht dass du noch krank wirst“, verabschiedete er sich und erwiderte das Winken des Mädchens. Jim dagegen blieb noch einen Moment stehen, und zog fragend eine Augenbraue hoch. Dies weckte den Onkel wohl aus seinen Tagträumen, da er fast unbemerkt den Kopf schüttelte und sich ebenfalls verabschiedete.

Martin begleitete die beiden noch bis zur Tür und beobachtete, wie sie die Auffahrt hinunter gingen und ein letztes Mal winkend, um die Ecke verschwanden. Ein Seufzen verließ seine Kehle, während er zu frieren begann. Es war aber auch schrecklich kalt und schneien tat es auch schon wieder. Aber hätte er gewusst, dass Becky einen so süßen Onkel hatte, was dann?… gute Frage. Was hätte er dann gemacht? Er wusste es nicht so genau und so kurz vor Weihnachten wollte er über diesen Punkt auch gar nicht nachdenken. So verschwand er wieder in die Kita, schnappte sich seine Sachen und schloss den Kindergarten ab, um nach Hause zu gehen. Seinen Koffer musste er ja auch noch packen.



Dutzende Kinder liefen um Martin herum. Er hatte am Abend zuvor noch lange gepackt. T-Shirts, Shorts, eine Badehose, zwei Handtücher, Sonnencreme sowie Sonnenbrille und alles was er sonst noch am Strand von Hawaii benötigen würde. Kein Schnee würde ihn stören und er konnte den ganzen Tag auf einer Liege am Strand faulenzen, Drinks zu sich nehmen, und dabei sexy Männern nachschauen. Ja. Das würde der perfekte Urlaub für ihn werden.

„Martin … Hallooooo“, drang eine feine Stimme an sein Ohr, sodass er wieder zu sich kam und zu Becky schaute und sie anlächelte.
„Hey Becky. Wie war dein Tag gestern?“, fragte er sanft und sah auf, als eine größere Gestalt hinter das zierliche Mädchen, trat. Er erkannte ihren Onkel Jim sofort. Dieser hatte sich seine Mütze vom Kopf gezogen, sodass man diesmal die Glatze sehen konnte. Irgendwie stand es diesem, auch wenn ihm Haare auf dem Kopf, eigentlich besser gefielen. Aber dieser Jim hatte was an sich, was ihm gefiel.

„Super. Jim hat mir ein Ei geschenkt“, lachte Becky, was ihren Onkel schmunzeln ließ.

„Hallo Martin. Marina hat mich beauftragt, Becky die letzten Tage zu bringen und abzuholen. Sie ist im Flur und füllt gerade das Schreiben dafür aus“, grüßte ihn Jim, während Becky zu ihren Freunden lief, um vor dem Essen noch etwas zu spielen.

„Das ist schön. Becky scheint sich sehr zu freuen. Werden sie bei unserer Weihnachtsfeier auch dabei sein? Sie ist diesen Freitag. Also schon übermorgen“, wollte Martin freundlich wissen und ließ seinen Blick unbemerkt über die dick eingemummelte Person wandern. Viel war nicht zu erkennen, doch das sympathische Lächeln, war anziehend genug, um ein wenig zu Träumen.

Jim schien von der Einladung Martins angetan.
„Ich würde gern dabei sein, wenn ich nicht störe? Danke für die Einladung.“
Martin war wie gebannt, doch riss er sich am Riemen und nickte zufrieden. In diesem Moment kam auch Marina dazu und stellte die beiden Männer einander noch mal vor. Sie entschuldigte sich noch einmal dafür, dass es am letzten Nachmittag so spät geworden war. Sie sprachen noch kurz miteinander, bis sich die beiden von Becky verabschiedeten und verschwanden.

Martin entwich ein Seufzen, was seine Kollegin Sascha mitbekam. Sie grinste schelmisch und stieß ihm in die Seite. „Schnuckelig der Onkel von Becky, ne?“, wollte sie wissen, was Martin mit einem skeptischen Blick beantwortete.

„Ganz nett. War freundlich und Becky mag ihren Onkel scheinbar sehr.“

„Das meinte ich nicht und das weißt du auch“, protestierte Sascha sofort und Martin wusste, dass sie recht hatte, doch eingestehen würde er es sich garantiert nicht. Wieso auch?

„Er ist ein Erziehungsberechtigter“, zischte er seine Kollegin deswegen an, und machte sich an die Arbeit mit den Kindern, die langsam vollzähliger wurden.

Der Tag verging schnell und Onkel Jim, hatte seine Nichte wie angekündigt abgeholt. Zusammen hatten sie ein wenig geredet und gelacht. Den vielsagenden Seitenblick seiner Kollegin hatte er dabei ignoriert. Momentan lief er in der Stadt herum. Er wollte unbedingt noch alles Nötige für seinen Urlaub einkaufen. Er hatte nämlich bemerkt, dass seine Sonnenmilch alle war und seine Sandalen gerissen. So konnte er ja nicht fliegen, nein das ging wirklich nicht.

Martin betrat den nächsten Drogeriemarkt und suchte in der unteren Abteilung nach der Sonnenmilch. Nach den Schlappen würde er sicher länger suchen müssen. Es war ja nicht unbedingt die Jahreszeit dafür. Während er durch die Gänge wanderte, versank er etwas in Gedanken. Vielleicht sollte er, bevor er fuhr, noch einen netten Abend im Gayrock verbringen? Sicher würde sich dort das ein oder andere noch aufreißen lassen. Etwas um die verdammte Flugangst abzuschwächen, wenn er dann schweißgebadet in seinem Sitz saß und hoffte das es bald vorbei ging. Doch absagen wollte er diesen Flug auch nicht. Er musste einfach fliegen.

Seufzend griff er nach der Orangen Sonnenmilch und trat einen Schritt zur Seite, da sich jemand neben ihn drängelte. So stieß er ausversehen gegen eine weitere Person.

„Entschuldigen s...“, doch er brach ab, als er sich drehte und in das freundliche, leicht verzerrte Gesicht Jims sehen konnte.

„Schon gut“, gab dieser zurück, doch es schien noch nicht besser, sodass sich Martin etwas vorbeugte und der Gesichtsausdruck deutlich schmerzerfüllter wurde.

„Alles in Ordnung mit Ihnen Mr. Hawkins?“, wollte er besorgt wissen.

„Ja. Alles klar. Es wäre nur noch besser, wenn Sie von meinem Fuß runtergehen könnten“, grinste dieser verschmitzt und erstaunt sah Martin an ihnen herunter. Tatsache. Er stand wirklich auf einem fremden Schuh, sodass er hochrot einen Schritt zurücktrat und beschämt die Hände um die ergatterte Sonnenmilch schloss.

„Ah … viel besser, und Sie kaufen schon für den Sommer vor?“, fragte Jim zwinkernd und zupfte sich kurz seine wollige Mütze zurecht. Martin verstand im ersten Moment nicht, was sein Gegenüber von ihm wollte, doch dann spürte er die kühle Flasche in seinen Händen und schüttelte den Kopf.

„Nein, nein. Ich fliege in ein paar Tagen in den Urlaub“, antwortete er wahrheitsgetreu.

„Also wollen Sie direkt nach Weihnachten, ein wenig Sonne und Wärme tanken? Eine interessante Idee“, schmunzelte Jim, doch wieder musste Martin etwas richtigstellen.

„Nicht ganz. Ich fliege zwei Tage vor Weihnachten, also auch zwei Tage nach der Weihnachtsfeier im Kindergarten.“

Jim wirkte etwas erstaunt über dass, was ihm Martin zufrieden mitteilte.

„Feiern Sie denn nicht mit ihrer Familie?“, wollte er wissen. Ganz minimal verzogen sich Martins Lippen. Seine Antwort bestand aus einem Kopfschütteln. Jim wirkte etwas überrascht bei der Information.

„Nun. Den Flug können sie ja kaum stornieren, aber vielleicht hätten Sie ja Lust, … eine kleine Vorweihnachtsfeier mit mir zu machen. Vielleicht in einen Club etwas trinken gehen, oder Sie kommen zu mir und ich koche uns etwas?“, schlug Jim nach einem kurzen Moment des Schweigens vor. Martin war verblüfft und sah ihn wohl auch dementsprechend an, dass sein Gegenüber mit einem Mal zu schmunzeln anfing. Schnell fing er sich wieder.

„Ich denke, wenn wir unverbindlich etwas trinken gehen, kann dass nicht schaden.“ Martins Herz klopfte vor Aufregung ganz laut und kurz hoffte er das Jim es nicht mitbekam. Sie kannten sich ja nicht mal. Aber trotzdem war er von diesem Mann mit dem hübschen Lächeln ganz angetan.

„Wie wäre es mit Samstag Nachmittag? Einen Tag nach der Weihnachtsfeier in der Kita?“, fügte er fragend hinzu und drückte die Sonnenmilch unbewusst an seine Brust.

„Sehr gern. Ich freue mich schon“, zwinkerte Jim und sah an Martin vorbei, als er seinen Namen rufen hörte. Es war Becky, welche gerade ein Kindershampoo geholt hatte. Erstaunt sah sie ihren Erzieher an. Und rief ...

„Martin, Martin. Ich freue mich schon total auf das Singen. Soll ich dir etwas vorsingen?“, fragte Becky und fing auch schon mit „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, an. Martin lachte leicht und unterbrach sie damit.

„Heb dir das für übermorgen auf. Dann kannst du uns allen zeigen, wie toll du singen kannst. Ich muss jetzt auch schon weiter. Bis Morgen.“ Er winkte den beiden zu und verschwand mit seinem Einkauf zur Kasse. Da noch zwei Frauen vor ihm waren, beobachtete er, wie Jim seiner Nichte durch das blonde Haar strich, während die beiden miteinander sprachen und lachten.

Erneut fiel ihm auf, was für ein hübsches Lachen der Onkel hatte. Martin musste den Kopf über sich selber schütteln und bezahlte seine Sonnenmilch, nur um dann noch, erfolglos nach Sandalen zu schauen.



Es war ein Tag vor der Weihnachtsfeier. Martin hatte am Morgen und am Nachmittag, heimlich und schmachtend, Jim beobachtet. Sascha war es allerdings aufgefallen und hatte ihn ab und zu mal damit aufgezogen. Martin war ihr murrend ausgewichen und hatte sich um seine Arbeit gekümmert und die Kinder versorgt.

Dann endlich war der Tag der Weihnachtsfeier. In den letzten Tagen hatten sie gemeinsam die Räume hübsch geschmückt. Jetzt warteten sie auf die Eltern mit ihren Kindern. Martin kümmerte sich um die Getränke.

Als die Kinder sangen, stand Martin an der Tür und lauschte den Kleinen. Die Takte waren manchmal etwas schief, doch ihm gefiel es. Er mochte Kinder schon immer und hatte sich auch immer gern um seine kleine Schwester gekümmert ... damals.

Martin verscheuchte den Gedanken und ließ den Blick umherwandern. Die Eltern sahen stolz und gebannt zu ihren Kindern, während manche Geschwister von den Keksen naschten. Es war alles friedlich und auch Marina hatte er entdeckt. Diese sah ebenso stolz zu ihrer Tochter. Nur Jim hatte er noch nicht gesehen. Becky hatte ihm lautstark erzählt, dass dieser bei einer Nicky, verschlafen hatte.

Martin hatte einen Stich im Herzen verspürt, doch er hatte weiter gelächelt. Was hatte er auch erwartet? Das ein so sexy Mann, genauso schwul wie er war? Jim war einfach nur freundlich, vor allem zu Menschen, die nett zu seiner Nichte waren.

„Die Kinder singen echt toll“, raunte ihm plötzlich eine leise Stimme ins Ohr. Erschrocken drehte er sich um. Er war total in Gedanken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie jemand ganz nah an ihn herangetreten war. Es war Jim, der gerade die Mütze vom Kopf nahm und die Handschuhe auszog. Seine Wangen waren gerötet und die Lippen zitterten ziemlich.

„Ja das sind sie. Möchten Sie etwas Warmes trinken? Die Vorführung dauert noch ein wenig“, fragte Martin, als er den Schreckensmoment überwunden hatte. Die blauen Augen, welche ihn musterten, schienen in sein Innerstes vordringen zu wollen. Dann aber nickte Jim doch.

„Sehr gern. Ein heißer Kaffee oder Kakao wäre gerade absolut fabelhaft.“

Zusammen verließen sie den Veranstaltungsraum, um in die kleine Küche zu verschwinden. Dort blubberte gerade der Kaffee durch die Kaffeemaschine. Martin goss Kaffee in eine Tasse.

„Milch? Zucker?“, wollte er wissen und reichte ihm das Gewünschte, damit dieser die richtige Menge selber hineintun konnte. Als Jim einen Schluck genommen hatte und genüsslich seufzte, zog er auch endlich die dicke Winterjacke aus.

„Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Eigentlich wollte ich ja pünktlich sein“, seufzte Jim entschuldigend, doch Martin winkte ab.

„Becky hat schon erzählt, dass sie bei einer Nicky verschlafen haben. Sie sind also entschuldigt“, schmunzelte Martin mit einem etwas steifen Gesichtsausdruck. Er wusste eh nicht, wieso er sich so seltsam verhielt. Der Typ war hetero, wahrscheinlich vergeben und er war nicht der Typ, der sich auf den ersten Blick verknallte.

„Hat sie das? Ja stimmt. Er ist ein alter Freund von mir. Da ich lange nicht mehr da war, haben wir ein wenig gefeiert. Hab wohl etwas zu viel getrunken“, lachte Jim mit seiner angenehm, etwas rau wirkenden Stimme. Martin dagegen nahm die Korrektur gedanklich wahr. Also doch ein Kumpel, ein Mann bei dem Jim geschlafen hatte. Aber das sollte ihn ja nicht kümmern.

„Ist ja kein Problem. Becky wird sich freuen, dass sie noch rechtzeitig hier waren“, lächelte Martin und nahm sich einen Saft und nippte daran.

„Ich hatte gehofft, Sie zu erwischen“, ließ Jim mit einem Mal verlauten, was diesen verwirrte.

„Wieso sollten Sie nicht? Ich arbeite ja hier“, gab dieser zurück und fühlte sich ein wenig nervös. Die blauen Augen schienen ihn fixieren zu wollen. Er konnte den Blick einfach nicht abwenden, auch wenn er sich mit dem Saft beschäftigte und das Glas hin und her drehte.

„Nein, … also ja, ich weiß. Aber das meinte ich nicht. Ich dachte, Sie wären zu sehr mit der Feier beschäftigt und das wir dann nicht in Ruhe etwas reden könnten“, erklärte Jim, nachdem er kurz den Kopf geschüttelt hatte.

„Worüber möchten Sie denn reden Herr Hawkins“, wollte Martin, aus irgendeinem Grund, mit klopfendem Herzen, wissen.

„Nennen Sie mich Jim“, bot dieser, anstatt einer Antwort an, was Martin schon wieder schwitzige Hände bescherte.

„Dann du mich aber auch Martin“, erwiderte er zwinkernd und sah deutlich das Nicken. Es war ein großartiges Gefühl.

„Weißt du. Ich freue mich schon sehr auf Morgen Nachmittag. Wäre es dir Recht, wenn ich dich bei dir zu Hause abhole? Dann können wir zusammengehen und müssen uns nicht erst irgendwo treffen“, schlug Jim vor und fast wie auf Kommando hin, nickte der Rotschopf. Peinlich berührt, weil er so schnell genickt hatte, als würde er es nicht abwarten können, hielt er auch sofort wieder inne und trank hastig etwas von seinem Saft.

„Das wäre Klasse. Ich gebe dir nach der Feier noch meine Adresse. Wir sollten nur langsam zurück. Die Vorführungen müssten bald vorbei sein und dann kommt der Weihnachtsmann“, erklärte Martin und war noch immer ziemlich verlegen. Er hoffte, dass Jim nicht noch falsch von ihm dachte. Er stellte das Glas zur Seite und ging voraus. Jim folgte ihm und ohne noch etwas zu sagen, schmuggelten sie sich zurück in den Veranstaltungsraum.

Tatsächlich waren sie mit Singen und Gedichten aufsagen fertig und ein Kollege, verkleidet als Weihnachtsmann, kam durch die Terrassentür herein. Sofort ging das hohoho und das wart ihr auch brav, los.

Jim hatte sich derweil zu seiner Familie gesetzt und hatte wenig später, Becky auf seinem Schoß hocken. Martin lehnte an einer Wand und beobachtete vor allem den Glatzköpfigen Mann. Saschas stichelnde Bemerkungen ignorierte er dabei gekonnt. Er wusste ja, dass es nicht richtig war. Jim war ein Verwandter von Becky und er fing grundsätzlich nichts, mit einem Mann, der zur Familie seiner Schützlinge gehörte, an. Aber Jim hatte einfach etwas. Er war wie gebannt von diesem, wie schon lange von keinem anderen mehr.

Die Feier verging und die Eltern verabschiedeten sich nach und nach, um mit ihren Kindern nach Hause zu gehen. Becky war eine der Letzten, die mit ihren Verwandten verschwand. Sie verabschiedete sich gerade noch von Sascha, welche ein paar letzte Worte mit Marina wechselte. Jim dagegen war zu dem Erzieher getreten.

„Bis Morgen. Ich komme gegen drei bei dir vorbei“, verabschiedete er sich und steckte den Zettel mit der Adresse in seine Hosentasche. Kurz sah sich Jim um, doch es sah niemand zu ihnen. Er beugte er sich vor und platzierte einen Kuss auf Martins Wange. Dieser hatte dem Drang widerstanden, denn Kopf so zu drehen, dass sich ihre Lippen treffen konnten. Seine Wange prickelte jedoch genug und auf seinen Lippen, ein kleines Grinsen zu zaubern.

Ciao“, lächelte Jim und wirkte verlegen. Er ließ sich von Becky, die zu ihnen gelaufen kam, mitziehen und war schnell aus Martins Sichtfeld verschwunden. Zögernd legte er sich seine Hand auf die geküsste Stelle, fuhr mit den Fingerspitzen drüber und fragte sich, ob er das nur geträumt hatte. Doch das Prickeln war so verdammt präsent, dass es einfach wahr sein musste.

Hoffnung flammte in Martin auf, welche er hartnäckig wieder hinunter kämpfte und tief im Innern vergrub. Er würde es abwarten. Warten, zu was dass alles führen würde.



„Wir gehen nur etwas trinken, nur etwas Trinken. Mehr nicht. Also beruhige dich Alter“, murmelte Martin, sich selber zu, als er nur mit dem Handtuch bekleidet vor dem Kleiderschrank stand und sich durch die wenigen Kleidungsstücke, die er besaß, wühlte. Er war völlig aufgeregt. In nicht mal einer halben Stunde würde ihn Jim abholen. Er hatte den ganzen Vormittag bis zum Nachmittag damit verschwendet, seine Wohnung auf Vordermann zu bringen, auch wenn Jim hier eh nicht rein wollte. Sie wollten ja außerhalb etwas trinken gehen.

Als er bemerkt hatte, wie spät es schon war, hatte er an sich und seiner Kleidung geschnuppert und beschlossen noch zu duschen und nun stand er hier und wusste, wie eine Frau, nicht was er anziehen sollte.

„Noch zehn Minuten. Komm schon Martin. Du weißt dich doch sonst auch immer zu kleiden“, nuschelte er und schmiss ein T-Shirt mit einem Bandlogo hinter sich auf das Bett, auf den schon bestehenden, kleinen Stapel.

In genau diesem Moment klingelte es.

In Martins Ohren klang es unnatürlich laut und sein Herz machte zusätzlich einen Satz seinen Hals hinauf und wollte aus dem Mund entfliehen. Doch er schluckte es tapfer wieder hinunter. Schlussendlich ergriff er sich eines der Oberteile und eine Jeans und machte sich innerhalb einer Minute fertig. Schnell eilte er zur Tür und drückte die Freisprechtaste.

„Ja?“

„Hi, ich bin es. Bist du fertig?“, fragte Jims angenehme Stimme, die ihm wie ein eisiger Schauder über den Rücken, hinunterlief.

„Klar. Bin sofort bei dir“, damit zog er sich hastig die Schuhe über und wäre fast gestolpert. Doch er fing sich noch an der Türklinke ab.

Das war alles nicht ganz ungefährlich. Er hatte sich wohl den Finger gestoßen, welcher etwas schmerzhaft pochte, doch er war viel zu aufgeregt und ignorierte es. Eilig schlüpfte er noch in seine Winterjacke, band sich seinen Schal um, stülpte sich seine Mütze über, griff sich seine Geldbörse und seinen Hausschlüssel und verließ seine Wohnung. Er rannte die Treppen fast fliegend hinunter, und bevor er unten war, holte er noch mal tief Luft. Beherrscht trat er in die kalte Winterluft hinaus. Es war schon längst alles dunkel, nur Jim stand im Licht, der Hausbeleuchtung.

„Hey“, grüßten sie einander und Martin konnte es sich nicht verkneifen, Jim kurz zu umarmen.

„Na dann lass uns mal los. Ich dachte, wir gehen beide ins Billard“, schlug Jim vor und deutete in die entsprechende Richtung.

„Das wurde vor zwei Monaten geschlossen. Wie wäre es mit dem Pool?“, wandte Martin ein, weswegen sein Gegenüber etwas erstaunt schien, jedoch nickte.

„Gut. Dann dahin. Ich war wirklich zu lange weggewesen“, lachte Jim verlegen, als sie zusammen loszugehen.

Wo warst du denn gewesen?“, wollte Martin interessiert wissen.

„Ich war Reisen. Travel and Work für zwei Jahre und davor drei Jahre in London zum Arbeiten. Aber wie heißt es doch so schön? Daheim ist es am schönsten. Jetzt hat es mich wieder hierhergezogen und ich komme bei meiner Schwester und Becky unter“, erzählte Jim und klang sehr leidenschaftlich.

„Was hast du denn gearbeitet?“, fragte er fasziniert.

„Die drei Jahre in London habe ich als Streetworker gearbeitet und ein wenig beim Jugendamt. Beim Work and Travel, eigentlich überall mal. Kellnern, Straßenbau, Babysitten, Hundesitten, Kochen, Friseur, wie gesagt. Alles mal.“

„Das klingt toll und was wirst du jetzt hier machen? Wieder mit dem Jugendamt zusammenarbeiten?“, wollte Martin neugierig wissen.

„Ich denke, ich werde im städtischen Kinderheim anfangen. Ich bin ja gelernter Erzieher und da wird das schon gehen.“

„Das klingt klasse. Da wünsche ich dir viel Glück“, sprach Martin und meinte es auch so. Wenn Jim wirklich hier blieb, dann sahen sie sich vielleicht öfter.

„Wann fliegst du Morgen eigentlich?“, wollte nun Jim wissen.

„Gegen Mittag und am zweiten Januar komme ich wieder“, erzählte dieser ihm lächelnd und merkte, wie schweigsam Jim plötzlich wurde. Verwirrt und fragend beobachtete er ihn von der Seite, bis dieser den Mund öffnete, gleich aber wieder schloss.

„Alles klar?“

„Na ja. Ich hatte gedacht, dich vielleicht zu Weihnachten einzuladen. Aber du bist ja nicht da. Da dachte ich mir gerade, … vielleicht möchtest du ja Weihnachten, mit mir vorfeiern?“, druckste Jim ein wenig herum und bemerkte nicht, da er auf die schneebedeckte Straße blickte, wie sich Martins Lippen fest aufeinander pressten.

„Das muss nicht sein“, erwiderte Martin rasch und erntete einen fragenden Seitenblick.

„Es würde mir nichts ausmachen. Ehrlich. Ich finde dich nett und würde mich freuen, wenn wir etwas zusammen feiern könnten“, erwiderte Jim und blickte ihn offen an, bekam so auch das Kopfschütteln mit.

„Wirklich. Das muss nicht sein“, beteuerte Martin erneut, während sie eine Straße überquerten und er einen kleinen Schneebrocken davon kickte.

„Liegt es an mir? Oder bist du einer von denen, die Weihnachten genauso wie den Geburtstag niemals vorzeitig feiern?“, wollte Jim wissen und drückte auf den Buzzer für die Ampel. Es dauerte ein wenig.

„Ich feiere Weihnachten einfach nur nicht“, knirschte Martin durch die Zähne hindurch und ballte seine Fäuste in seinen Handschuhen.

Echt nicht? Dabei ist es ein so schöner Tag. Voller Freude, Spaß und Besinnung“, wunderte sich Jim und bemerkte anscheinend endlich dessen Unwohlsein. Er konnte sehen, wie sehr sich sein Begleiter versteift hatte und griff einfach nach dessen geballter Hand. Martin glaubte aus allen Wolken zu fallen, da er nicht damit gerechnet hatte. Sein Mund wurde ganz trocken, während sein Herzschlag zunahm. Mit großen Augen sah er Jims blaue Augen an, welcher ihn lächelnd ansah. Martin spürte sein Herz immer höher schlagen.

„Für mich leider nicht“, hauchte Martin. Er erwiderte den Händedruck, nur um trotz seiner schlechten Gefühle, zu lächeln. So erreichten sie endlich den Club °Pool°. Jim öffnete ihm die Tür und hielt sie auf, um nach ihm einzutreten.

„Was möchtest du zu trinken?“, wollte er wissen und zog sich die Mütze von seinem kahlen Schädel und steckte sie in die Jackentasche.

„Ein Bier. Danke“, damit folgte Martin ihm und ließ sich auf einem Barhocker nieder. Dafür hatte er den Händekontakt leider aufgeben müssen, doch die Hoffnung in ihm, war geweckt. Dankend nahm er das Bier entgegen und nahm einen Schluck.

„Wieso magst du eigentlich kein Weihnachten? Ich denke mal, wenn du es nicht feierst, wirst du es nicht mögen, oder?“, fragte Jim, als auch er einen Schluck aus seiner Flasche genommen hatte.

„Lass uns über etwas anderes reden und uns nicht den restlichen Tag, dadurch versauen“, bat Martin und Jim nickte zustimmend. Sie sprachen über alles Mögliche. Das bald anstehende Fest mieden sie dabei tunlichst, auch wenn Jim sicher neugierig war. Nach dem ersten Bier, gab Martin ihnen noch ein Zweites aus und Jim ihnen noch ein Drittes. In der Zeit hatte sich sogar Jims Hand, auf die seines Gegenübers verirrt. Er streichelte zärtlich über dessen Handrücken, während sich Martin so wohl wie schon lange nicht mehr fühlte.

Es war spät geworden, als sie sich auf den Heimweg machten. Jim hatte den letzten Drink für sie beide gezahlt, hielt ihm auch beim Rausgehen die Tür auf. Zusammen liefen sie durch die von Laternen erhellten Straßen. Es fuhren keine Autos mehr und auch alle Menschen waren im Bett. Martin nutzte die Chance, dass sie keiner sah und die, dass er alles Notfalls auf den Alkohol schieben konnte und griff nach Jims Hand. Dieser erwiderte den Griff sofort und ohne zu zögern.

Martins Herz, welches den ganzen Abend schon nicht stillhielt, versuchte schon wieder auf sich aufmerksam zu machen und jubelte vor Freude auf. An der Ampel blieben sie beide einfach stehen. Auch wenn nichts kam, die Ampellichter aus waren und sie einfach hätten gehen können. Doch ihre Blicke verhakten sich ineinander, wollten einander nicht mehr loslassen, genauso wie ihre Hände.

Ohne etwas zu sagen, kamen sie einander näher, ließen ihren warmen Atem über die Lippen des anderen streichen, hielten nur Millimeter voneinander inne. Fast als warteten sie auf das Einverständnis des jeweils anderen, doch Martin wollte nicht warten. Er überbrückte den letzten Abstand und schmiegte seine Lippen an die anderen.

Jim schlang seinen Arm um Martin und zog ihn so nah an sich heran, dass nichts mehr zwischen sie passte. Ein Seufzen machte deutlich, wie sehr es Martin gefiel. Er hatte schon länger keinen Mann mehr mit so viel Gefühl geküsst und wollte den Kuss gar nicht mehr unterbrechen, zumindest, bis er ein fast durchdrehendes Motorgeräusch vernahm.

Abrupt löste er sich von Jim und sah über dessen Schulter, die Straße hinunter. Zwei helle Autoscheinwerfer kamen ihnen in einer unglaublichen Geschwindigkeit entgegen. Der Wagen schlingerte. Martins Herz setzte aus und im letzten Moment stieß er den eindeutig vor Schock erstarrten Jim zur Seite und wollte selber noch ausweichen, doch der Wagen erfasste ihn.

Schmerzen und Schnee wirbelten durcheinander, Blut tropfte in die weiße Schneedecke, die Gedanken verschwammen, die Sicht wurde immer unklarer. Martin nahm kaum etwas wahr, sah zwei Beine, die näherkamen, eine aufgeregte Stimme, die seinen Namen rief. Doch die Kälte, welche nach ihm griff, zerrte ihn hinab in die Ohnmacht.



Grelles Licht, das durch die geschlossenen Augenlider drang. Ein unangenehmer Geruch nach Desinfektionsmittel. Pochende Schmerzen im Kopf und stechende im Arm. Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ Martins Lippen. Ihm war schlecht und seine Augen wollten sich nicht öffnen lassen. Was war geschehen? Er fühlte sich wie von einer Dampfwalze überrollt.

„Martin?“ Sein Name drang nur undeutlich zu ihm durch, sodass er nur ein leidendes „ahh“, von sich gab. Die Stimme rief nach einer Schwester und klang viel weiter weg als vorher. Es dauerte nicht lang, da wurden seine Schmerzen endlich weniger und der Raum etwas dunkler, sodass er es wagte, die Augen zu öffnen. Erst sah er nicht viel, so das er blinzeln musste.

Irgendjemand hatte seine Hand genommen, auf der Seite wo keine Schmerzen waren. Sie war angenehm warm, im Gegensatz zu seiner eigenen. Er drehte den Kopf und erkannte blaue Augen.

„Jim?“, fragte er verwundert, sah, wie sich die Augen bewegten und registrierte nur langsam dessen ganzes Gesicht. Jim wirkte besorgt und ganz blass.

„Was … ist passiert?“, wollte Martin wissen und kniff kurzzeitig die Augen zusammen.

„Du wurdest angefahren, als du mich beiseite gestoßen hast. Verdammt, hatte ich eine Angst um dich. Du hast dich nicht mehr gerührt“, stieß Jim hervor und drückte Martins Hand etwas fester. Gelbe Augen tauchten in dessen Erinnerung auf. raubtierhafte Autoaugen und das gefährlich klingende quietschen.

„Was ist … mit dir?“, erkundigte er sich sogleich.

„Mir ist nichts passiert. Du hast mich ja gerettet. Mit dem Fahrer ist auch alles Okay. Nur eine Gehirnerschütterung, aber du hast einen gebrochenen Arm und eine geprellte Rippe“, erklärte Jim.

„Kein Wunder … warum ich mich so scheiße fühle … bin froh, dass du … okay bist“, japste Martin, welcher total müde war. Jim lächelte sanft und teils auch nachsichtig bei den Worten.

„Du wirst wieder gesund, aber deinen Urlaub wirst du wohl verpassen.“ Diese Tatsache gefiel Martin eindeutig nicht, da er die Lippen verzog und diesmal nicht vor Schmerzen.

„Scheiße“, hauchte dieser und schloss die Augen.

„Schlaf ein wenig und wenn du wieder wach bist, dann sehen wir weiter“, schlug Jim vor und anstandslos kam Martin dem nach.



Als er das nächste Mal wach wurde, wurde er gerade untersucht. Der Doktor erklärte ihm die Lage, auch wenn Martin immer wieder nach Jim schaute, doch dieser war nicht da.

„Ihr Freund ist für sich etwas zu essen holen gegangen. Er hatte die ganze Zeit an ihrer Seite gewacht. Ein wirklich fürsorglicher Partner, denn sie da haben“, informierte ihn der recht junge Arzt und war dann auch verschwunden. Sein Bruch war gut vergibst und dank der Schmerzmittel, war es erträglich. Er hatte zudem erfahren, das in diesem Moment gerade sein Flug nach Hawaii ging. Fazit? In zwei Tagen war Weihnachten.

Wenig später kam auch Jim wieder herein. In der Hand zwei Flaschen Wasser, wovon er Martin eine geöffnete reichte. Dieser trank hastig daraus. Sein Hals fühlte sich so trocken und kratzig an das es eine reine Wohltat war.

„Der Arzt hat gesagt, du wärst mein Partner? Wie kommt der darauf?“, fragte Martin und reichte die Flasche zurück. Jim dagegen druckste etwas herum, bevor er antwortete.

„Ich habe denen gesagt, dass wir Lebensgefährten sind. Ich wusste ja nicht, wen sie sonst hätten anrufen können und ich wollte dich nicht alleine lassen. Nicht, nachdem wir uns gestern Abend so nahe gekommen sind.“

Da Martins Gedanken noch schwer waren, konnte er nur schmunzeln.

„Könntest du mir noch mal zeigen, wie nah wir uns gestern gekommen sind?“, wollte Martin wissen, was Jim grinsen ließ.

„Natürlich.“ Jim beugte sich zu ihm runter und vereinte seine Lippen zu einem Kuss mit Martins. Dieser schloss genießend die Augen, genoss die Zärtlichkeit und öffnete den Mund als Jim um Einlass bat. Liebevoll umspielten sich ihre Zungen und sendeten angenehme Schauer durch ihre Körper.

„Dann können wir Weihnachten ja doch noch zusammen feiern“, murmelte Jim leise, als sie ihren Kuss lösten und ihre Stirnen einander berührten. Martin allerdings versetzte das eine kalte Dusche. Er wendete den Blick ab und sog die Unterlippe in den Mund, um darauf herumzukauen.

„Was ist mit dir? Möchtest, … möchtest du es mir erzählen?“, fragte Jim vorsichtig nach, doch Martin schwieg. Er überlegte, ob er das wirklich machen sollte, oder lieber nicht.

„Sag es mir Martin. Ich behalte es auch für mich“, versprach dieser ihm sanft und streichelte über dessen Wange. Martin sah zu ihm auf, sah deutlich die Wahrheit in dessen Augen und schluckte einmal, ehe er antwortete.

„Ich hasse Weihnachten. Ich hasse es einfach. Wieso muss es nur einen so schrecklichen Tag geben?“

Während Jim ihn erstaunt ansah, seufzte Martin tief auf und wich dem Blick aus.

„Wieso hasst du diesen Tag so sehr? Becky hat so etwas nie erwähnt. Ist das im Kindergarten nicht eher hinderlich?“

„Becky weiß es nicht. Im Kindergarten tue ich so wie alle anderen, als würde mir dieses Fest gefallen, doch das tut es nicht. Ich hasse es einfach. Seid sieben Weihnachten, passiert an diesem Tag immer etwas Schlimmes. Erst verstarb meine … meine kleine Schwester, dann mein damaliger Hund, meine Eltern bei einem Autounfall, mein Freund verließ mich, meine Oma verstarb. Ich verlor meinen Job vorletztes Jahr und letztes Jahr brannte meine Wohnung genau an diesem beschissenen Tag ab. Na ja und dieses Weihnachten. Ich will nicht wissen, was da passiert, oder aber das hier war meine diesjährige Weihnachtsüberraschung“, erzählte Martin seufzend, ohne in das mitfühlende Gesicht Jims zu sehen.

„Das ist wirklich Scheiße. Aber nicht jedes Weihnachten wird schlimm sein. Irgendwann hat jede Pechsträhne mal ein Ende. Ich möchte dir zur Seite stehen … lass uns zusammen Feiern und dir neue, schöne Weihnachtserinnerungen schaffen“, schlug Jim sanft vor und drehte Martins Gesicht vorsichtig zu sich. So konnten sie einander ansehen, tauschten schweigend Blicke aus.

„Ich möchte nicht, dass dir als Nächstem etwas passiert. Ich mag dich und du bist mir sofort aufgefallen, als du Becky damals abgeholt hast, … apropos Becky. Feierst du nicht mit ihnen? Übermorgen ist es doch schon soweit?“, fragte Martin zögernd und spürte das Nasenreiben.

„Doch. Aber du feierst mit uns mit. Becky und Marina werden sich freuen und ich erst recht. Wir durchbrechen deine Pechsträhne. Ab jetzt wird jedes Weihnachten wunderbar werden. Ich verspreche es dir“, versprach Jim liebevoll so das Martin nicht anders konnte, als zu nicken.

„Okay“, hauchte er und bekam von Jim einen erneuten Kuss.

So saßen sie zwei Tage später, zusammen bei Jim, dessen Schwester und Becky daheim und feierten Weihnachten. Becky hatte sich gefreut, als sie ihren Erzieher gesehen hatte und noch mehr, als sie erfahren hatte, dass dieser mit ihrem Onkel zusammen war. 



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Ich hoffe es hat euh gefallen
Morgen geht es auf yaozaru Blogg weiter ;)