Dienstag, 4. Dezember 2012

4tes Tüerchen

Blogübergreifender Adventskalender

Dies ist mein Beitrag zu Karo Steins Blogübergreifenden Adventskalender. Ich werde ihn auch auf FF.de unter meinen Zauberfedern eintragen ;)



Süße Versuchung


Bunte Lichter, weißes Glitzern, fröhliche Musik und in meiner Hand eine heiße Kinderbowle. Draußen war es sicher saukalt. Doch ich saß geschützt davor in einem kleinen Café und konnte das Treiben beobachten, aber vor allem diese eine Person.
Es war Winter. Kurz vor Weihnachten. Ich kam jeden Tag in dieses Café und setzte mich auf genau diesen Platz, ganz außen am Fenster. Vor mir wie jedes Mal eine Kinderbowle stehend, an welcher ich gut zwei Stunden lang jeden Abend nippte und verträumt zu dem Stand gegenüber sah. Heute waren viele Leute unterwegs. Eilten von einem Stand zum nächsten, um noch Weihnachtsgeschenke zu erhaschen und mit anderen ihren Spaß zu haben, oder einfach nur umher zu bummeln.

Rechts von mir, mit der Rückfront des Ladens zum Café gerichtet, war ein Stand welcher warme Wollmützen und Handschuhe verkaufte, links und ebenfalls mit der Rückfront zum Café war ein Stand welcher Steifftiere verkaufte. So süße kleine Kuscheltiere mit einem Knopf im Ohr. Doch der festlich geschmückte Stand welcher mich am meisten interessierte, war der mir gegenüber. Dort verkaufte man Crêpes in unterschiedlichen Variationen. Banane, Nutella, Marmeladen oder ganz traditionell und mein Favorit mit Zucker und Zimt.
Aber noch besser als die Crêpes dort war der Verkäufer, der jeden Abend hier arbeitete. Ich musste wirklich verrückt gewesen sein als ich damals gleich am ersten Weihnachtsmarkttag hierher kam.

Ich war mit Freunden unterwegs gewesen. Sie wollten unbedingt die Ersten auf diesem Markt sein und hatten mich mitgeschliffen, obwohl sie wussten dass ich gerade von der Arbeit kam und verdammt müde und ein wenig gereizt war. Doch ich folgte ihnen bis sie meinten sich einen Glühwein holen zu wollen und dann einen Crêpe. Ich holte mir einen Kinderglühwein, da ich keinen Alkohol vertrage. Absolut keinen. So kamen sie auch an diesen Stand. Mein Blick lag die ganze Zeit auf meiner Tasse bis ich die weiche Stimme vernahm „Was darf es sein die Herren?“, fragte er uns und mein Kopf ruckte auf.
Der junge Mann der dort stand und verkaufte war gewiss gerade mal Mitte zwanzig, doch er hatte eine einnehmende Ausstrahlung und die schokoladigsten Augen, die ich je gesehen hatte. Mein Blick wanderte erstaunt über dessen Lippen, wobei die untere voller war als die obere.  Dazu noch frech ins Gesicht fallende, fingerlange blonde Haare, die ihn noch jünger erscheinen ließen.

Scheinbar hatten meine Freunde schon bestellt, da mich die braunen Augen fragend ansahen und die Lippen Wörter formten. „Und was darf es für Sie sein?“ Ich musste ihn wirklich wie ein Auto angestarrt haben, denn seine betörenden Lippen hatten sich zu einem Grinsen verzogen, was ihm nicht weniger gut stand. Doch ich riss mich am Riemen um nicht als völliger Idiot dazustehen. „Einen mit Zucker und Zimt“, gab ich ihm endlich die Antwort und er machte sich direkt an die Aufgabe und reichte sie uns keine zwei Minuten später auch schon.
Das war mein erstes Zusammentreffen mit dem Anderen gewesen.

Kurz nippte ich an meiner Kinderbowle welche mich von innen heraus wärmte. Es war schon spät. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass auch für heute meine Zeit um war. So trank ich den letzten Schluck und erhob mich von meinem Platz, verließ nach kurzem Bezahlen auch schon das Café. Meine Aktentasche hatte ich unter meinen Arm geklemmt und meine Hände in den Manteltaschen vergraben. Ich warf einen letzten Blick zwischen den beiden Ständen zu ihm rüber, doch er war beschäftigt. Wie schon den ganzen Abend, sodass ich mich umdrehte und heimging.
Der Weg dauerte mit der Bahn eine halbe Stunde, doch dann war ich wieder zurück in meiner schnuckligen Zweiraumwohnung. Es brauchte nicht viel bis ich in meinem Bett lag und an unser zweites Treffen zurückdachte. Zwei Tage später war ich erneut auf dem Weihnachtsmarkt gewesen. Eigentlich nur weil ich die schokoladigen Augen nicht mehr aus dem Kopf bekam und schauen wollte ob sie wirklich diesen Ton hatten, oder doch eher einen anderen. So kam ich an seinem Stand vorbei, doch dort stand ein Anderer. Ich war enttäuscht gewesen und wollte schon gehen als ich beim Umdrehen direkt in ihn rein lief.

Ich war so erschrocken dass ich mich an seiner Schulter festkrallte um nicht zu fallen, da mein Fuß gerade auf einer Eisfläche ins Schlittern kam. Doch auch er hielt mich gut mit einer Hand an meinem Oberarm und die andere an meiner Hüfte fest. „Entschuldige. Alles Okay?“, fragte er zerknirscht lächelnd. Er dachte wohl dass es seine Schuld gewesen war. Doch ich starrte ihn nur an. Dabei sollte ich nicht. Ich war sicher zehn Jahre älter als dieser blonde Crêpeverkäufer, welcher mich noch immer festhielt. Aus dessen verwundertem Blick wurde ein frecher.
„Ich halte Sie ja gerne noch länger, aber ich muss langsam zum Schichtbeginn“, grinste er mir entgegen und erst da realisierte ich, das ich wirklich noch halb in seinem Arm lag und nicht wie ich vermutete, gerade auf beiden Beinen stand. „Entschuldigung“, entkam es mir direkt und ich ließ ihn los, trat zurück, doch leider erneut auf die Eisfläche und schlitterte schon wieder. Erneut wurde ich aufgefangen. „Vielleicht sollte ich Sie ja zu Ihrer eigenen Sicherheit mitnehmen“, lachte mein Retter erheitert und stellte mich vorsichtig auf die Beine. „Entschuldigen Sie. Eigentlich bin ich gar nicht so ungeschickt“, kam es zerknirscht von mir auch wenn ich seinem  Lachen gerne lauschte und es ihn wohl nicht zu stören schien mich öfter vor dem kalten Boden zu retten.

„Kein Problem, möchten Sie einen Crêpe?“, fragte er mich lächelnd, doch ich schüttelte den Kopf. Wie konnte ich nur? Da lud mich dieser Traum von einem Mann ein und ich lehnte ab. „Wirklich schade. Vielleicht kommen sie ja noch mal vorbei. Ich arbeite immer zwischen 17 und 23 Uhr hier“, bot er mir an, winkte kurz und war im Stand verschwunden. Ich konnte ihm nur nachsehen und verschwand dann einer Flucht gleichend.
Seitdem saß ich immer von 18 bis 20 Uhr in dem Café direkt gegenüber um ihn sehen zu können. Jeden Tag. Ich fühlte mich wie ein sechzehnjähriger Teenager, der seinen Traummann beobachtete und sich nicht traute diesen anzusprechen. Dabei war augenscheinlich und eindeutig ich der Ältere.

Mein Blick wanderte über die ansehnliche Gestalt dort drüben. Gerade bereitete er für einen Kunden einen Crêpe mit Banane vor. Ich wusste es schon bevor er die Banane zur Hand hatte. Die Handbewegung verriet mir in welche Richtung er greifen würde und er hatte die Zutaten immer an der gleichen Stelle sodass ich es schon nach wenigen Tagen erahnen konnte.
Jojo, mein Cousin würde mich sicher auslachen wenn er mich so sehen würde. Er meinte immer ich hätte zu wenig Selbstbewusstsein wenn es um das Thema Kerle ging. Vielleicht hatte er ja wirklich Recht, doch was sollte man schon gegen seine Schüchternheit tun? Trotz meines Alters hatte ich das nie ablegen können, auch wenn sich zu meinem Leidwesen schon hier und da ein graues Haar an meiner Schläfe einschlich. Schön blöd dass meine Eltern mir ausgerechnet diese Gene vererbt haben, doch ich konnte diese Tatsache zum Glück gut verbergen. Es waren ja nicht viele und noch ließen sie sich herauszupfen.

Aber vielleicht sollte ich einfach mal ein unverfängliches Gespräch mit dem blonden Crêpeverkäufer anfangen. Er gefiel mir wirklich gut. Kurz musste ich stutzen als ich den Blick hob. In dem Stand war plötzlich ein ganz anderer Mann. Wo war denn das Objekt meiner Begierde hin? Mein Blick wanderte auf meine Armbanduhr, doch es war noch nicht zwanzig Uhr. Er hatte doch noch nicht Schluss.
„Hallo. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte eine Stimme hinter mir, welche mir durch und durch ging. Ich erkannte sie sofort und ich sollte Recht behalten. „Natürlich… bitte“, damit bot ich dem blonden Mann einen Platz neben mir an. „Pascal mein Name“, grinste dieser und setzte sich mit einer Tasse auf den Platz zu meiner rechten. Wenig später hielt er mir auch seine Hand vor die Nase welche ich ergriff. „Jennis.“
„Sie sind der Mann, den ich vor Wochen vorm Sturz auf den Boden gerettet habe richtig?“, ein Nicken von mir konnte nicht mehr Antwort genug sein, denn er lächelte zufrieden als habe er sich gefragt ob er sich in diesem Punkt irrte oder nicht. „Müssen Sie denn heute nicht arbeiten?“, fragte ich freundlich lächelnd zurück während ich meine Finger an der Kinderbowle wärmte. „Oh doch, doch. Aber ich habe gerade Pause und dachte mir ich beglücke meinen Beobachter mit meiner Anwesenheit“, zwinkerte Pascal mir zu sodass ich sicher die Tasse fallen gelassen hätte, wenn sie nicht schon auf dem Tisch stand. „Wie meinen?“

Hatte er mich etwa bemerkt? Hatte er gesehen wie ich jeden Abend hier saß und zu ihm rüber sah? Jeden Handgriff beobachtete?
Ein Blick in sein Gesicht verriet mir kurze Unsicherheit. „Na Sie sitzen doch jeden Abend hier und schauen zu meinem Stand rüber. Wenn ich mich geirrt habe dann tut es mir leid. Kam mir nur so vor“, lächelte er verlegen und sah selber kurz zu seinem Stand rüber. Aber man sah ihn von hier wunderbar.
Wie seltsam es doch war, dass mein Herz ausgerechnet bei seinem Lächeln anfing Mambo zu tanzen. „Nein. Sie haben sich nicht geirrt. Ich komme immer nach Arbeitsschluss hierher“, lächelte ich dann aber doch, denn ich wollte nicht dass Pascal sich unwohl fühlte weil er glaubte etwas falsch interpretiert zu haben. So wurde ich auch direkt mit einem zufriedenen Lächeln belohnt.
„Dann kann ich mich ja geehrt fühlen dass Sie mich als Ihr Anschauungsobjekt auserkoren haben. Was denken Sie? Haben Sie heute Lust auf einen Crêpe, wenn schon nicht beim letzten Mal?“, fragte Pascal lächelnd während ich nur darüber staunte dass er mich erneut einlud. Ich konnte es nicht fassen und freute mich wahnsinnig, was mein Lächeln deutlich zeigte. „Sehr gerne“, nickte ich ihm zu und trank meine Kinderbowle aus. Seine Bowle hatte er wohl von draußen, da er mit mir einfach raus ging, direkt zu seinem Stand. „Was für einen möchten Sie denn?“, fragte Pascal als er den Stand betrat, die Bowle zur Seite stellte und ich von draußen zu ihm reinsehen konnte.

„Zucker und Zimt.“ „Ahh die klassisch süße Variante? Kein Problem“, lachte er und ich merkte sofort dass mich dieses Lachen gefangen nahm. Es durchfuhr mich wie eine warme Sommerbrise und ließ in meinen Magen die ersten Schmetterlinge herumflattern.
Kurz rieb ich mir einmal über den Arm, welcher in eine dicke Jacke gehüllt war. Die Schmetterlinge waren wirklich fehl am Platz, oder erlebte ich gerade meinen zweiten Frühling? „Hier“, damit wachte ich wieder aus meinem Tagtraum auf und auch daraus dass ich jede noch so kleine Handbewegung von Pascal ganz genau beobachtet hatte. „Danke.“ Lächelnd nahm ich den Crêpe an und wühlte in meiner Tasche nach meiner Geldbörse, was Pascal auch merkte. „Lass stecken. Du bist eingeladen“, wehrte er deswegen ab was mich ihn kurz verdutzt ansehen ließ. Doch ich ließ das Geld wo es war und blickte wieder auf die süße Speise in meiner Hand.
Ich konnte auch nicht mehr wirklich lange warten und ohne aufzusehen biss ich ab, schmeckte die Süße und den Zimt in meinem Mund. Diese süße Masse war eine richtige Versuchung, sodass ich zufrieden aufseufzte. Ich konnte das Geräusch gar nicht verhindern und errötete leicht als ich in Pascals amüsiertes Gesicht blickte. Ich war ganz bestimmt rot. So heiß war mit schon länger nicht mehr im Gesicht gewesen, doch wenigstens taute mein Gesicht dabei etwas auf. Ich konnte es also als Vorteil verbuchen. Oder?

Sein Blick lag auch weiterhin auf mir, bei jedem Bissen. Hatte ich etwas im Gesicht? „Wirklich sehr lecker. Vielen Dank dass Sie…“, doch da unterbrach er mich und beugte sich etwas vor. Wie als wäre es Zufall, war gerade kein Kunde da der bedient werden wollte. Pascals Hand kam auf mich zu und strich mir sanft über den Mundwinkel. Seine Hände waren kühl und doch löste es ein Kribbeln in mir aus. Als er die Hand zurückzog, leckte er sich tatsächlich über den eben genutzten Finger. „Du… du kannst mich gerne duzen, Jennis“, bot er mir an wodurch ich große Augen bekam. Mir kam es so vor als würde er mich anmachen, was wohl auch der Fall sein konnte.
„Okay“, lächelte ich erfreut und fühlte mich doch wie im zweiten Frühling. Von der Kälte des Winters bekam ich momentan gar nichts mit da ich nur Augen für den jungen Mann vor mir hatte. Doch der Blickkontakt wurde unterbrochen als urplötzlich wieder dutzende Kunden da waren.

Der Zauber war für diesen Moment vorbei und Pascal wieder ganz bei der Arbeit. Er schenkte jedem seiner Kunden ein Lächeln voller Lebensfreude. Während ich ab und zu von meiner Süßspeise abbiss, lag mein Augenmerk auf Pascal. Konnte man sich wirklich so schnell und so intensiv für jemanden interessieren? Wirklich schade dass der Weihnachtsmarkt nur noch eine Woche lang da war. Ob ich ihm danach wieder über den Weg laufen könnte? Ich bezweifelte es. Leipzig war sehr groß. Vielleicht sollte ich ja jetzt Nägel mit Köpfen machen? Dann hätte ich die Chance auf ein Wiedersehen wenn die Festtage vorbei waren und wenig später das neue Jahr anbrechen würde.

„Jennis? Darf ich dich eventuell nach Schichtschluss nach Hause begleiten?“, fragte in diesem Moment auch schon seine Stimme nah bei mir. Ich war wohl wieder in Gedanken abgedriftet und hatte nicht bemerkt dass er sich über Arbeitsfläche und Tresen zu mir rüber beugte und streckte. Wohl damit ich ihn auf dem lauten Markt hörte. „Schichtschluss? Das ist aber noch ziemlich hinne“, bemerkte ich und spürte die Hitze in meine Wangen rasen als ich sein Grinsen wahrnahm. Jetzt hatte ich mich endgültig verplappert dass ich ihn wirklich beobachtet, ja fast schon gestalkt hatte.
Wie konnte ich mir nur solch peinliche Ausrutscher erlauben. „Becky? Ich mache Schluss dann sind wir quitt für letztens als ich für dich eingesprungen bin“, ließ Pascal seine Kollegin wissen, die nur widerwillig zuzustimmen schien. Aber wer wollte schon bei dieser Menschenmasse alleine arbeiten? Doch Pascal störte es nicht, er schnappte sich seine Jacke und Tasche und war dann auch schon raus. „Lass uns gehen“, forderte er mich vergnügt auf. So schob ich mir das letzte Stück Crêpe in den Mund und schmiss das Pappstück weg, welches so zuckrig war, das etwas von dem süßen Zeug auch an meinen Fingern klebte. Ich wischte es einigermaßen gut mit der Serviette fort und schmiss auch diese weg, ehe ich mich mit Pascal auf den Weg machte.
Es war ziemlich voll heute, sodass ich befürchtete den Jüngeren aus den Augen zu verlieren. Doch zu meiner Verwunderung griff Pascal plötzlich nach meinem Ärmel und hielt sich wie ein kleiner Lausbub grinsend fest um nicht verloren zu gehen. Dieses Grinsen ging mir durch und durch, sodass ich eilig wieder nach vorne blickte und uns sicher durch die Massen zur nächsten Bahn brachte.

In der Bahn war es um diese Zeit nicht mehr wirklich voll. Die meisten Menschen waren wohl auf dem Weihnachtsmarkt oder zu Hause. Ich hatte uns einen Vierersitzplatz ausgewählt, wo wir nebeneinander saßen. Irgendwie hatte ich keine Ahnung was ich mit dem Jüngeren reden sollte, wo dieser doch so freundlich war und mich heimbegleitete. Das war mir noch nie passiert, da ich sonst nie auf den Mund gefallen war. Doch Pascal schien nicht böse deswegen zu sein, da er nach wie vor lächelte, als ich zu ihm rüber schielte.
„Arbeitest du jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt?“, fragte ich dann aber doch um die Stille zu brechen.
„Das ist mein erster Weihnachtsmarkt als Arbeiter, aber wohl auch dein erster Weihnachtsmarkt wo du einen armen Angestellten tagelang beobachtest, hab ich recht?“, fragte er amüsiert zurück, was mich verlegen lächeln ließ. „Ja stimmt. Das ist mir noch nie passiert, aber du hast mich irgendwie sofort…“, doch da brach ich ab. Erst fiel mir gar nichts ein und nun sprach ich so etwas Kitschiges. Ich musste auf den Kopf oder so gefallen sein. „… beindruckt?“, fragte Pascal aber auch schon nach als ich den Satz nicht beendete und hatte sich ein wenig zu mir herüber gebeugt. „In den Bann gezogen? Verzaubert?“, fragte er weiter und kam mir immer ein Stückchen näher.

„Ja… so etwas in der Art“, gab ich etwas leise zurück während meine Augen zwischen seinen Augen und Lippen hin und her huschten. Er schien es zu bemerken und sein Lächeln schien sanfter zu werden. Doch nur solange bis er mich mit seinen Lippen erreichte und sie auf meine legte. Nur ganz leicht, doch sie waren da. Ein Schwarm von Schmetterlingen als Frühjahrsvorboten machte sich in meinem Bauch zur Weihnachtszeit breit. Sie waren gar nicht aufzuhalten, sodass ich den Kuss automatisch erwiderte.
Als hätte er auf das Signal gewartet, wurden die Lippen etwas deutlicher auf meinen. Eine behandschuhte Hand legte sich an meine Wange und strich leicht drüber. Immer wieder berührten sich unsere Lippen, liebkosten einander und bescherten wunderschöne Gefühle. Ich war so abgelenkt dass ich nicht auf die Haltestellen achtete. Nur weil ich zufällig meine Augen öffnete sah ich hinter Pascal eine Reklametafel, die mir sehr bekannt vorkam. Hastig löste ich mich. „Wir müssen hier raus“, keuchte ich, schnappte mir seine Hand und zog ihn geschwind und im letzten Moment mit aus der Bahn raus.
Draußen sahen wir uns beide verdutzt in die Augen, doch fast zeitgleich wanderten unsere Mundwinkel nach oben bis wir im Gelächter ausbrachen. Da hätten wir nur wegen der Küsserei fast die Haltestelle verpasst und unsere Finger waren immer noch ineinander verschlungen. Langsam ebbte das Lachen auch ab und erneut sahen wir uns an.

Erst jetzt bemerkte ich auch seine Hand in meiner, doch ich wollte sie gar nicht lösen, genauso wenig wie er, wie es schien. „Komm. Es sind noch ein paar Minuten zu Fuß“, lächelte ich und zusammen machten wir uns auf den Weg. Alle paar Meter teilten wir Küsse miteinander bis wir vor meiner Haustür stehen blieben.
„Schon da? Wie schade“, lächelte Pascal bedauernd und auch ich fand es schade. „Wenn es dir nichts ausmacht würde ich dich gerne wiedersehen“, meinte ich dann aber ernst und sah ihn musternd an. „Gerne. Jeden Weihnachtstag an meinem Stand“, ulkte Pascal doch ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine so privat. Außerhalb deiner Arbeitszeiten und außerhalb des Marktes“, erklärte ich mich und scheinbar gefiel ihm die Idee und Vorstellung. Trotzdem war zwischen uns eine nachdenkliche Stille. „Wie wäre es wenn ich dich zu Weihnachten zu mir einlade? Oder hast du da schon etwas vor?“, fragte Pascal in die Stille während das automatische Licht über uns ausging da wir uns so lange nicht gerührt hatten.
„Nein. Ich habe nichts vor. Meine Familie ist dieses Jahr auf eine warme Insel geflogen um Weihnachten nicht frieren zu müssen. Ich würde mich also sehr freuen“, lächelte ich antwortend und bekam dafür auch einen Kuss, welchen ich gerne vertiefte. „Gut. Dann hole ich dich am zwölften Punkt zwölf Uhr hier ab“, versprach er mir und erneut küssten wir uns. Diesmal ließ ich eine Hand in seinen Nacken gleiten und glitt mit meiner Zunge über seine kühlen Lippen. Ich bekam sofort Einlass und unsere Zungen umschmeichelten einander, neckten sich und erkundeten zusätzlich das Reich des jeweils anderen.
Es war Wort wörtlich atemberaubend. Schwer atmend lösten wir uns wieder voneinander. „Bis dann. Ich freue mich schon“, grinste Pascal und nach einem kurzen Küsschen auf meine Wange, drehte er sich um und verschwand. Eine Weile sah ich ihm noch nach, ehe mich ein kalter Windzug dazu zwang, hinein zu gehen und mich aufzuwärmen.

Ich war die Tage über so aufgeregt und hatte leider keine Zeit gehabt noch mal auf den Markt zu gehen um Pascal zu sehen. Ich musste noch die letzten Geschenkpakete verschicken, für die Feiertage einkaufen und, und, und. Dann war Weihnachten endlich da. Mein Blick wanderte alle paar Minuten zur Uhr. Es war kurz vor zwölf Uhr und meine Nerven lagen ziemlich blank. Kam Pascal pünktlich? Doch zwölf Uhr kam und ging.
Nun wurde ich wirklich unruhig. Am Spiegel im Flur überprüfte ich mein Aussehen und zupfte etwas an einer grauen Haarsträhne. Dann aber klingelte es endlich und erleichtert atmete ich aus, drückte den Summer und wartete in der Tür. Es dauerte nicht lange bis ich Pascals Haarschopf am Fuße der Treppe erspähte und bald auch den ganzen Rest. In der Hand trug er ein flaches, eingewickeltes Etwas, doch das war Nebensache.
„Entschuldige. Ich habe noch etwas in letzter Minute geholt. Ich hoffe es ist noch warm“, lachte Pascal und umarmte mich nur um mich sofort zu küssen. Gerne ließ ich es zu. Wir kannten uns vielleicht noch nicht wirklich, doch diese Küsse bedurften keiner Vorerfahrung. Wir konnten uns auch nach dem Kuss näher kennen lernen. So genoss ich die Begrüßung und ließ ihn danach herein. „Hier für dich“, lächelte er mir entgegen und reichte das flache, eingewickelte Etwas an mich weiter.
Ich war etwas erstaunt, doch ich enthüllte es und erkannte den Crêpe sofort. „Soll das etwa eine süße Versuchung sein?“, fragte ich belustigt und wusste dass ich dieser Versuchung nicht widerstehen konnte. Es würde ein grandioses Weihnachten dieses Jahr werden. 


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und nun der Folgelink zum 5. Türchen am 05.12 2012 :  patricia-jankowski
 

6 Kommentare:

  1. Vielen Dank für deine süße Geschichte!Schön, dass du mitgemacht hast!
    lg
    karo

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  2. Erwischt - lol!
    Pascal merkt dass Jennis ihn beobachtet. Der kann der süßen Versuchung einfach nicht widerstehen.
    Und zur Belohnung gibt es Crêpe mit Zimt und Zucker und heiße Küsse.

    Danke für die schöne Story
    LG Rita

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  3. Weihnachtlich und süß - in mehrerlei Hinsicht.
    Dumm, wenn man beim Spannen erwischt wird. Aber sonst wäre Jennis
    wohl für immer zu schüchtern gewesen, den direkten Kontakt zu suchen.
    Also war es wohl Schicksal!

    Danke für dieses schöne Türchen!

    LG
    Martina

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  4. Das war wirklich eine "süsse" Weihnachtsgeschichte ;-)
    Da kriege ich auch gerade wieder Lust auf Weihnachtsmarkt und Crepe :-)
    Zumal es gerade so schön schneit...

    LG Lilith

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  5. Oohh, was für eine süße und niedliche Geschichte.

    LG, Piccolo

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  6. Hey, die zwei sind aber auch zucker-zimt-süß ;)

    Gut, dass Pascal sich nicht gestalkt fühlt :D

    LG Katrin

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