Sonntag, 8. Dezember 2013

2tes Adventstürchen

2ter Advent

Hallo.
Morgen sollte hier ein Adventstürchen sein, doch das wurde auf Karos Blogg  verschobe. Also viel Spaß bei ihr. 
Hier wird es dafür ein 2te Adventstürchen von mir geben. Ich hoffe ihr habt Spaß daran :)



Weihnachtsglück



Draußen war alles still. Es regte sich nichts, außer einer Gestalt, welche durch das Schneetreiben lief. Ja, er rannte förmlich, um sich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Schnee, wohin das Auge sah. Das Treiben war so dicht, das man kaum die ausgestreckte Hand vor sich sehen konnte. Über seiner Schulter hatte er eine Sporttasche. Er kam jedoch nicht vom Sport, nein es war schlimmer. Er, Jeff, wurde am heutigen Tag aus dem Gefängnis entlassen. Wegen guter Führung sogar etwas früher als erwartet.

Jeff selbst war ein 1.80m großer Mann mit grünen Augen und schwarzem, etwas zotteligen Haar. Sein Gesicht zierte ein unsauberer Bart, um denn er sich nicht gekümmert hatte, als er das Gefängnis verließ. Er sah vom körperlichen auch nicht aus wie Popeye, aber auch nicht wie ein Spargeltarzan.

Er sah nun mal aus, wie er aussah, auch wenn die Zeichen der Gefangenschaft ihre Spuren hinterlassen hatten. Sein Gesicht wirkte blass und die ein oder andere Schramme zierte sein Gesicht oder seine Oberarme. Er hatte im Knast eine doch sehr unerfreuliche Auseinandersetzung gehabt, doch die Wachleute waren ziemlich schnell eingeschritten. Er hatte den ganzen restlichen Tag auf seiner Zelle verbringen müssen, doch dass hatte er mit Kusshand hingenommen.

Kurz blinzelte er unter seiner Mütze hervor und musste sich orientieren, da es lange her war, seit er in dieser Gegend gewesen war.

°Meow°. Dieses Geräusch ließ den gerade weiter laufen wollenden Jeff innehalten. Hatte er sich verhört? Aber weshalb sollte bei einem solchen Wetter noch irgendein Lebewesen hier draußen herumlaufen. Abgesehen von ihm selber.

Erneut erklang das Maunzen und hörte sich sehr jämmerlich und leidend an. Hastig sah sich Jeff suchend um und schaute sogar in eine der Gassen zwischen den Häuserwänden.

Er konnte Mülltonnen, abgeladene gelbe und blaue Säcke, die dort einfach stehen gelassen wurden und manches, was er nicht näher betrachten wollte, erkennen. Zwischen all dem Kram erblickte er recht weit vorne, an einer Hauswand gelehnt, einen Karton.

Langsam, um nicht auf dem glatten Weg auszurutschen, balancierte Jeff näher heran und sah erstaunt zwei eng aneinander gekuschelte Kätzchen.

„Wie grausam und das bei diesem Wetter“, murmelte Jeff kopfschüttelnd und hockte sich vor den Karton, streckte die Hand nach den beiden zitternden Kätzchen aus. Er streichelte kurz über das kühle Fell und hatte sofort deren Aufmerksamkeit.

Zittrig schleckte eines der Kätzchen über seine Finger, sah Jeff mitleiderregend an und maunzte erneut kläglich.

„Schau mich nicht so an. Ich kann euch doch nicht mitnehmen. Ich habe doch gar nicht genügend Mittel um euch zu versorgen“, murmelte Jeff, doch schon ertönte ein weiteres Maunzen. Jeff fiel es ziemlich schwer die beiden Kleinen so zu sehen, hob den Blick an und schaute sich suchend um. Es war schon ziemlich dunkel und die Läden würden sicher auch gleich schließen.

Mit klammen Fingern zog Jeff sein Portemonnaie aus der Tasche. Ein einziger Blick hinein sagte ihm, dass er nur noch einen einzigen Zehn Euroschein hatte. Leicht gequält verzog er das Gesicht und sah wieder zu den Kätzchen runter. „Wartet hier ihr beide. Ich bin gleich wieder da“, nuschelte Jeff, erhob sich und rannte über die Straße zu einem Markt, welcher auch gerade schließen wollte. Das jämmerliche Maunzen verklang ziemlich schnell hinter ihm und doch hatte er es noch deutlich im Ohr.

Er hatte Glück, die Verkäuferin ließ ihn noch rein, sodass er hastig etwas Katzenfutter und ein wenig Essen für sich selbst besorgen konnte. Mit der Plastiktüte in der Hand kam er wieder raus, verstaute den Einkauf in seiner Sporttasche und rannte zu den Kätzchen im Karton zurück. Ohne weitere Diskussionen hob er die beiden heraus. Vorher hatte er die Jacke etwas geöffnet und steckte sie darunter. Mit einer Hand hielt er die beiden an ihrem Platz, während er mit der anderen die Jacke etwas schloss, seine Tasche griff und weiter rannte.

Ein wenig hoffte er, dass die Kätzchen die Wärme nicht zum Anlass nahmen, jetzt ihr Geschäft zu erledigen. Das wäre dann doch etwas unangenehm.



Es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, bis er Daheim war. Den ganzen Weg über hatte er die Kätzchen unter seiner Jacke deutlich gespürt. Wie sie sich darunter bewegten und sich einen bequemeren Platz suchten. Sich dabei aneinander und an ihn selber kuschelten. Als er endlich sein Ziel erblickte, schloss er leise die Tür zu dem Häuschen auf. Er hatte Glück. Ein alter Freund hatte ihm angeboten, vorübergehend bei ihm zu wohnen. Jeff hätte sonst wirklich nicht gewusst wohin, da seine alte Wohnung, kurz, nachdem er im Gefängnis gelandet war, gekündigt wurde.

Die Kündigung hatte sein alter Freund Thomas ebenfalls übernommen. Die Begründung war, dass er ja schlecht vom Gefängnis aus die ganzen Rechnungen wie Stromrechnung, Miete und der gleichen zahlen konnte. Es wäre unsinnig gewesen.

Thomas stand schon immer zu ihm, auch als er damals als Bankräuber eine kleine Bank überfallen hatte.

Jeff bereute es sehr, doch er konnte es nicht ändern. Da er auch jemanden angeschossen hatte, war er nicht mit irgendeinem milden Gerichtsurteil davon gekommen, nein er musste direkt in den Knast. Damals war er auch nicht sonderlich einsichtig gewesen, doch nun war er wieder raus und hatte sogar zwei kleine Anhängsel mitgebracht.

Eben diese ließ er in dem Zimmer, welches Thomas ihm zur Verfügung gestellt hatte, auf den Boden runter und schloss hastig die Tür.

Es waren ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Bücherregal vorhanden. Thomas war noch nicht Zuhause. Er hatte schon angekündigt, dass er lange arbeiten musste, ihn somit weder abholen noch begrüßen konnte. Doch das machte nichts.

Jeff war ihm auch so dankbar genug, dass er ihm auch jetzt noch zur Seite stand. Ihm damit trotzdem ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht, indem er ihm vorübergehend ein Zuhause geschenkt hatte. Jeff hatte den Entlassungstermin direkt auf dem ersten Weihnachtstag bekommen. Die Leute, die den Kram beschlossen, fanden es wohl witzig, oder dachten das sie einer Familie so wenigstens ein Weihnachtsgeschenk machen konnten.

Leicht schüttelte Jeff den Kopf, verschwand kurz aus dem Zimmer und suchte etwas, woraus er ein Körbchen für die Katzenbabys machen konnte. Mit einem Karton und zwei Handtüchern kehrte er zurück, drapierte alles, nur um die Kätzchen dann darein zu legen. Diese bibberten immer noch ziemlich, sodass Jeff die Heizung etwas aufdrehte, sich selbst dann auch endlich seiner nassen Sachen entledigte.

In eben diesem Moment, meldete sich sein Magen zu Wort, sodass er in die Küche entschwand, um etwas zu Essen zu kochen und gleich auch das Katzenfutter fertigzumachen. Er hoffte nur, dass die Kleinen es auch fraßen. Er hatte ehrlich gesagt keine Ahnung von Katzen und erst recht nicht von Katzenbabys.

Er war nie der Typ für Haustiere gewesen und hatte andere dafür immer nur belächelt, doch nun hatte er fürs Erste, selber welche.

Während er kochte, bekam er gar nicht mit, wie die Tür aufging, ein etwas jüngerer Mann die Küche betrat und im Rahmen stehen blieb, um ihn zu beobachtete. Erst beim Umdrehen bekam Jeff es mit und erschrak sich direkt zu Tode. „Thomas. Warum machst du dich nicht bemerkbar?“, keuchte Jeff, trat zu seinem jüngeren Freund ran und zog diesen in eine Umarmung, welche fast sofort erwidert wurde.

„Ich war gebannt von deinem Anblick in meiner Küche“, grinste Thomas schalkhaft, löste sich und trat zum Herd rüber. Er wollte wohl sehen, was es zu essen gab.

Dann aber wanderte sein Blick zu den Schälchen mit dem Katzenfutter.

„Das willst du aber nicht essen, oder?“, wollte Thomas wissen und drehte sich mit fragendem Blick zu dem Älteren um. „Nein. Das ist nicht für mich“, gab Jeff verlegen zu, schluckte einmal und überlegte, wie er es Thomas am besten beibringen sollte.

„Du hast mir hier aber keine Tiere angeschleppt oder?“, fragte Thomas und zog galant eine Augenbraue hoch.

Erneut schluckte Jeff und kratzte sich völlig verlegen am stoppeligen Kinnbart. Thomas beobachtete ihn noch eine Weile schweigend, bis er den Kopf schüttelte.

„Du weißt doch sicher noch, dass ich ungern Tiere in meinem Haus habe? Was ist es? Ein Hund? Ein Vogel? Eine Katze?“ Wobei ein Vogel ja unsinnig wäre. Schließlich fraßen diese Körner und kein Nassfutter, wie man es in der Schale, deutlich erkennen konnte.

„Zwei Katzenbabys“, gab Jeff kleinlaut von sich. Natürlich wusste er, dass Thomas Tiere nicht mochte. Ein Punkt, in welchem sie sich immer einig gewesen waren, aber den Augen der Kleinen und dem Gemaunze hatte er einfach nicht widerstehen können.

„Katzenbabys. Wo hast du die den aufgetrieben?“, fragte Thomas und drehte sich zum Hängeschrank herum, wo er noch ein Schälchen herausholte. Die bereits vorgeholte Milch stellte er wieder in den Kühlschrank zurück und ließ frisches, aber nicht zu kaltes Wasser, in das Schälchen hinein fließen.

„Sie lagen am Neumarkt in einem Karton. Sie waren schon halb erfroren, ich konnte sie schlecht da liegen lassen“, erklärte Jeff die Umstände und wunderte sich mal wieder, dass Thomas, der zwei Jahre jünger als er war, viel erwachsener wirkte. Fast als sei dieser der Ältere von ihnen beiden.

„Du hast ein viel zu großes Herz, Jeff. Aber Katzenbabys bekommen keine Milch, sondern Wasser. Von Milch bekommen sie nur Durchfall und Katzenmilch haben wir nicht im Haus. Am besten gehst du nach Weihnachten zum Tierarzt und lässt sie durchchecken“, lachte Thomas und reichte Jeff die Schale mit Wasser.

„Danke Thomas“, grinste dieser verlegen und wollte schon abhauen, doch hielt er noch mal inne.

„Ich kann mir doch gar keinen Tierarzt leisten“, seufzte er und sah über die Schulter zu Thomas.

„Dann sieh es als Weihnachtsgeschenk von mir und jetzt geh. Lass die beiden nicht weiter hungern.“ Damit scheuchte er Jeff aus der Küche.

„Danke“, strahlte Jeff und lief in sein Zimmer, stellte die Milchschale zu den Kätzchen, animierte diese zum Trinken. Erst danach stellte er das Katzenfutter dazu und lehnte sich etwas zurück. Sein Blick ruhte auf den beiden Fellknäulen, die zitternd zum Futter rutschten und zaghaft zu fressen begannen.

Er hatte wirklich einen echt guten Freund. Das wusste Jeff an sich schon immer, doch hier kristallisierte es sich mal wieder heraus. Er und Thomas hatten schon in der Schulzeit viel zusammengehangen, hatten alles miteinander geteilt. Geheimnisse, Spiele, Spaß, Feiertage und mehr. Selbst jetzt noch schien sich kaum etwas verändert zu haben.

Thomas war wirklich ein ordentlicher, schlauer, gutmütiger und geradliniger Mensch, während er meist nur Scheiße baute, in der Schule zweimal sitzen geblieben war und von einem Unglück ins Nächste lief. Sie waren schon immer ein buntes Chaotenpaar gewesen.

Zufrieden lächelnd sah Jeff, auf dem Boden sitzend den Kätzchen beim Trinken und fressen zu. Ihnen schien nicht mehr kalt zu sein. Dann aber wanderte sein Blick aus dem Fenster, wo er dichte Schneeflocken sah.

„Frohe Weihnachten“, murmelte Jeff mit einem verträumten Lächeln.

„Dir ebenso frohe Weihnachten, Jeff“, erklang eine sanfte Stimme hinter ihm. Auch ohne sich umzudrehen wusste Jeff, dass Thomas ihn anlächelte, sich freute, dass er endlich wieder da war. Er hatte Thomas wirklich vermisst, sodass er gar nicht anders konnte.

Er erhob sich, drehte sich zu seinem Freund aus Kindertagen herum und nahm diesen in seine Arme, nur um ihn innig zu küssen.

„Ich bin wieder Daheim Schatz“, flüsterte er in ihren Kuss und spürte, wie dessen Arme sich um ihn legten und sich der feste, schlanke Körper, an ihn drückte.

„Ich weiß und ich freue mich. Aber wenn du noch mal so etwas anstellst. Dann fliegst du ohne Kompromisse, hochkant hier raus. Dann verzeihe ich dir nicht noch mal“, raunte Thomas mit einem Hauch Drohung in der Stimme. Dennoch spürte Jeff nur zu deutlich, wenn sie sehnsüchtig sich der jüngere an ihn schmiegte.

„Nicht noch mal“, versprach er fest und küsste seinen Partner, seit 3 Jahren, erneut innig.


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Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen
Übermorgen  am 10.12.2013 geht es auf ronacole ihrem Blogg weiter.
Viel Spaß beim Lesen weiterer Geschichten ;)

1 Kommentar:

  1. <3 Geht es weiter? Erfahren wir warum? *lach* Doofe Leser...nie zufrieden :)

    Eine sehr anrührende Geschichte, gefällt mir.

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