von Janine Sander für den Adventskalender bereitgestellt. Vielen Dank dafür :D
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Auch dieses Jahr hat Karo Stein wieder einen Adventskalender geplant und hier kommt heute mein Beitrag zu diesem tollen Event ;)
Ich hoffe ihr habt dieses Jahr genauso viel Spaß, wie letztes Jahr :D
Weiche
Weihnachten !?
Maaartin.
Martin schau mal, schau mal. Das habe ich für dich gemalt“, lachte
ein kleines blondes Mädchen,
das auf einen rothaarigen jungen Mann zurannte.
„Nicht
so schnell, sonst fällst du noch, Becky“, mahnte Martin, als er
sich umdrehte und sah, wie die kleine, gerade mal fünfjährige,
durch die ganzen anderen Kinder hindurch, auf ihn zulief. Die anderen
Kinder wurden gerade nach und nach von
ihren Eltern abgeholt. Manche wurden angezogen, andere machten es
selber. Da es draußen schon kalt und die Schneedecke sehr hoch war,
trugen sie alle Winterstiefel, Schneehose und eine kuschelig, warme
Winterjacke.
Die
meisten Kinder waren schon fort, doch von
Beckys Mama war noch nichts zu sehen. Die Kleine kam strahlend vor
Martin zum Stehen und hielt ihm stolz das Bild entgegen. Lächelnd
nahm er es an und strich sich eine Strähne, die sich aus seinem
Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr.
Auf
dem Bild
waren ein Schneemann und vier Personen zu sehen. Alles etwas krakelig
und doch sah man deutlich, was es
darstellen sollte.
„Das
ist für mich? Vielen Dank Becky. Sind das wir beide?“, fragte er
und hatte sich runtergehockt.
„Ja.
Das bist du. Das bin ich. Das ist mein Onkel und dass da, das ist
meine Mama.“ Sie zeigte nacheinander auf die Figuren rund um den
Schneemann. Er selber hatte rote Haare bekommen. Sie hatte sich
selber Engelslöckchen gemalt, was ihrem Haar zwar nicht glich, doch
dass war ja nicht schlimm. Die Mama war etwas rundlich und hatte
ebenfalls blondes Haar bekommen und der Onkel trug gar kein Haar.
„Hast
du bei deinem Onkel die Haare vergessen?“, wollte Martin deswegen
wissen und beobachtete, wie das kleine Mädchen ihre Wangen
aufplusterte und den Kopf schüttelte.
„Nein.
Der Onkel Jim, hat keine Haare. Das fühlt sich total witzig an. Er
ist vorgestern zu uns gekommen und hat versprochen über Weihnachten
zu bleiben und mit mir einen Schneemann zu bauen“, erzählte sie
stolz. Martin nickte leicht und erhob sich.
„Das
ist ja schön. Aber jetzt zurück in den Raum. Du musst doch sicher
noch aufräumen, bevor deine Mama kommt, um dich abzuholen“,
forderte er Becky auf und sah ihr nur kurz nach. Schnell lenkte ihn
eine Mutter ab, welche nach der bevorstehenden Weihnachtsfeier hier
im Kindergarten fragte. Diese war schon in drei Tagen und dann würde
die Kita, über die Feiertage auch bis zum nächsten Jahr schließen.
Martin
träumte schon von seinem diesjährigen Urlaub. Es würde wundervoll
werden. Einfach wundervoll. Bei dem Gedanken musste er einfach
lächeln. Doch er nahm sich zusammen und verabschiedete die Eltern,
plauderte mal hier, mal da, etwas über die Kinder bis nur noch er
und Becky im Kindergarten waren. Zusammen löschten sie überall das
Licht.
„Deine
Mama scheint sich heute zu verspäten“, stellte Martin fest,
während er mit Becky ein Würfelspiel mit Schnecken spielte, welche
um die Wette rannten.
„Die
Mama kommt bestimmt gleich. Sie wollte mit mir noch Einkaufen gehen.
Bestimmt kriege ich ein Ei“, freute sich Becky. Martin wusste, dass
sie ein Überraschungsei meinte, da sie die Figuren gerne sammelte.
In diesem Moment vernahm er Schritte im Gang vor der Tür. Er
erhob er sich und sah aus der Tür. Die Würfel hatte
er Becky gereicht, damit sie weiter würfeln konnte.
Im
Gang stand ein etwas älterer Mann als Martin selber, der vor Kurzem
25 geworden war. Er schätzte den Fremden auf Ende zwanzig, Anfang
dreißig. Auf dem Kopf eine warm ausschauende Wollmütze, einen
kuscheligen Schal um den Hals.
„Kann
ich Ihnen helfen?“, wollte Martin wissen. Sofort
drehte sich der Unbekannte zu ihm um. Das Erste, was dem Erzieher ins
Auge fiel, waren die strahlend blauen Augen. Er erwischte sich wie
er ihn anstarrte, riss sich aber schnell am Riemen.
„Ich
bin hier um meine Nichte, Becky abzuho...“, wollte er sein Anliegen
erklären, doch da wurde er unterbrochen. Becky stürmte
hinter Martin aus dem Raum und umarmte den Fremden um die Hüfte.
„Hey
Prinzessin. Bist du fertig? Können wir los?“, fragte der Mann
liebevoll, welcher offensichtlich der Onkel war. Dies wurde durch
Becky auch direkt bestätigt.
„Onkel
Jim, Onkel Jim. Wo ist Mama? Sie wollte mit mir einkaufen?“ Ihr
Onkel lächelte amüsiert und strich ihr durch das glatte, blonde
Haar.
„Deine
Mama musste noch arbeiten und hat mich geschickt. Wenn
du möchtest, kann ich mir dir einkaufen. Musst mir nur sagen, was du
willst, oder was Mama wollte“, bot er ihr an und sie nickte hastig.
„Gut.
Dann zieh dich warm an.“ Damit scheuchte er sie davon und wandte
sich an Martin, um diesem die Hand zu reichen. Dieser ergriff sie
sofort und merkte das seine Handfläche, vor Nervosität ganz feucht
war. Dabei war es hier gar nicht so warm.
„Es
tut mir leid, dass ich zu spät bin. Marina hat mich eben erst
angerufen und gebeten, die Kleine abzuholen. Jim Hawkins ist mein
Name“, stellte er sich vor.
„Ich
bin Martin, einer der Erzieher hier. Sehr erfreut. Doch sie müssen
verstehen, dass ich Frau Jenskin vorher noch anrufen muss. Ich kenne
sie leider nicht und Frau Jenskin hat sie auch nie erwähnt. Es dient
alles Beckys Sicherheit“, stellte auch er sich vor und löste seine
Hand wieder.
„Natürlich.
Kein Problem“, schmunzelte Jim und widmete sich Becky, welche
gerade ihre Schneehose anzog und dabei halb im Sitzen, umkippte.
Martin dagegen fischte das Telefon aus der Gesäßtasche, nur
um die Nummer zu wählen. Er kannte Marina Jenskin und Becky ziemlich
gut. Sie wohnten in der gleichen Straße, nur wenige Häuser
entfernt. Während er telefonierte, beobachtete er den Onkel, wie
dieser mit seiner Nichte umging. Er bemerkte die liebevollen Gesten
und Blicke und lächelte leicht.
Marina,
welche sich am Telefon meldete, bestätigte es sofort und
entschuldigte sich einige Mal für das Chaos. Als Martin aufgelegt
hatte, zog sich Becky gerade die Mütze auf den Kopf und ließ sich
vom Onkel in die Handschuhe helfen. Es waren
unbequemen Fingerlinge, die
oben oft zu eng waren und sich dann nicht unter der Jacke feststecken
ließen. Martin wartete noch einen Moment, und als die beiden fertig
waren, reichte er Becky, ihre Tasche.
„Bis
Morgen Becky und kuschele dich daheim in deine warme Decke. Nicht
dass du noch krank wirst“, verabschiedete er sich und erwiderte das
Winken des Mädchens. Jim dagegen blieb noch einen Moment stehen,
und zog fragend eine Augenbraue hoch. Dies weckte den
Onkel wohl aus seinen Tagträumen, da er fast unbemerkt den Kopf
schüttelte und sich ebenfalls verabschiedete.
Martin
begleitete die beiden noch bis zur Tür und beobachtete, wie sie die
Auffahrt hinunter gingen und ein letztes Mal winkend, um die Ecke
verschwanden. Ein Seufzen verließ seine Kehle, während er zu
frieren begann. Es war aber auch schrecklich kalt und schneien tat es
auch schon wieder. Aber hätte er gewusst, dass Becky einen so süßen
Onkel hatte, was dann?… gute Frage.
Was hätte er dann gemacht? Er wusste es nicht so genau und so kurz
vor Weihnachten wollte er über diesen Punkt auch gar nicht
nachdenken. So verschwand er wieder in die Kita, schnappte sich seine
Sachen und schloss den Kindergarten ab, um nach Hause zu gehen.
Seinen Koffer musste er ja auch noch packen.
Dutzende
Kinder liefen um Martin herum. Er hatte am Abend zuvor noch lange
gepackt. T-Shirts, Shorts, eine Badehose, zwei Handtücher,
Sonnencreme sowie Sonnenbrille und alles was er sonst noch am Strand
von Hawaii benötigen würde. Kein Schnee würde
ihn stören und er konnte den ganzen Tag auf einer Liege am Strand
faulenzen, Drinks
zu sich nehmen, und dabei sexy Männern nachschauen. Ja. Das würde
der perfekte Urlaub für ihn werden.
„Martin
… Hallooooo“, drang eine feine Stimme an sein Ohr, sodass er
wieder zu sich kam und zu Becky schaute
und sie anlächelte.
„Hey
Becky. Wie war dein Tag gestern?“, fragte er sanft und sah auf, als
eine größere Gestalt hinter das zierliche Mädchen, trat. Er
erkannte ihren
Onkel Jim sofort.
Dieser hatte sich seine Mütze vom Kopf gezogen, sodass man diesmal
die Glatze sehen konnte. Irgendwie stand es diesem, auch wenn ihm
Haare auf dem Kopf,
eigentlich besser
gefielen. Aber dieser Jim hatte was an sich, was ihm gefiel.
„Super.
Jim hat mir ein Ei geschenkt“, lachte Becky, was ihren Onkel
schmunzeln ließ.
„Hallo
Martin. Marina hat mich beauftragt, Becky die letzten Tage zu bringen
und abzuholen. Sie ist im Flur und füllt gerade das Schreiben dafür
aus“, grüßte ihn Jim, während Becky zu ihren Freunden lief, um
vor dem Essen noch etwas zu
spielen.
„Das
ist schön. Becky scheint sich sehr zu freuen. Werden sie bei unserer
Weihnachtsfeier auch dabei sein? Sie ist diesen Freitag. Also schon
übermorgen“, wollte Martin freundlich wissen und ließ seinen
Blick unbemerkt über die dick eingemummelte Person wandern. Viel war
nicht zu erkennen, doch das sympathische Lächeln, war anziehend
genug, um ein wenig zu Träumen.
Jim
schien von der Einladung Martins angetan.
„Ich
würde gern dabei sein, wenn ich nicht störe? Danke für die
Einladung.“
Martin
war wie gebannt, doch riss er sich am Riemen und nickte zufrieden. In
diesem Moment kam auch Marina dazu und stellte die beiden Männer
einander noch mal vor. Sie entschuldigte sich noch einmal dafür,
dass es am letzten Nachmittag so spät geworden war. Sie sprachen
noch kurz miteinander, bis sich die beiden von Becky verabschiedeten
und verschwanden.
Martin
entwich ein Seufzen, was seine Kollegin Sascha mitbekam. Sie grinste
schelmisch und stieß ihm in die Seite. „Schnuckelig der Onkel von
Becky, ne?“, wollte sie wissen, was Martin mit einem skeptischen
Blick beantwortete.
„Ganz
nett. War freundlich und Becky mag ihren Onkel scheinbar sehr.“
„Das
meinte ich nicht und das weißt du auch“, protestierte Sascha
sofort und Martin wusste, dass sie recht hatte, doch eingestehen
würde er es sich garantiert nicht. Wieso auch?
„Er
ist ein Erziehungsberechtigter“, zischte er seine Kollegin deswegen
an, und machte sich an die Arbeit mit den Kindern, die langsam
vollzähliger wurden.
Der
Tag verging schnell und Onkel Jim, hatte seine Nichte wie angekündigt
abgeholt. Zusammen hatten sie ein wenig geredet und gelacht. Den
vielsagenden Seitenblick seiner Kollegin hatte er dabei ignoriert.
Momentan lief er in der Stadt
herum. Er wollte unbedingt noch alles Nötige für seinen Urlaub
einkaufen. Er hatte nämlich bemerkt, dass seine Sonnenmilch alle war
und seine Sandalen gerissen. So konnte er ja nicht fliegen, nein das
ging wirklich nicht.
Martin
betrat den nächsten Drogeriemarkt
und suchte in der unteren Abteilung nach der Sonnenmilch. Nach
den Schlappen würde er sicher länger suchen müssen.
Es war ja nicht unbedingt die Jahreszeit dafür. Während er
durch die Gänge wanderte, versank er etwas in Gedanken. Vielleicht
sollte er, bevor er fuhr, noch einen netten Abend im Gayrock
verbringen? Sicher würde sich dort das ein oder andere noch
aufreißen lassen. Etwas um die verdammte Flugangst abzuschwächen,
wenn er dann schweißgebadet in seinem Sitz saß und hoffte das es
bald vorbei ging. Doch absagen wollte er diesen Flug auch
nicht. Er musste einfach fliegen.
Seufzend
griff er nach der Orangen Sonnenmilch und trat einen Schritt zur
Seite, da sich jemand neben ihn drängelte. So stieß er ausversehen
gegen eine weitere Person.
„Entschuldigen
s...“, doch er brach ab, als er sich drehte und in das freundliche,
leicht verzerrte Gesicht Jims sehen konnte.
„Schon
gut“, gab dieser zurück, doch es schien noch nicht besser, sodass
sich Martin etwas vorbeugte und der Gesichtsausdruck deutlich
schmerzerfüllter wurde.
„Alles
in Ordnung mit Ihnen Mr. Hawkins?“, wollte er besorgt wissen.
„Ja.
Alles klar. Es wäre nur noch besser, wenn Sie von meinem Fuß
runtergehen könnten“, grinste dieser verschmitzt und erstaunt sah
Martin an ihnen herunter. Tatsache. Er stand wirklich auf einem
fremden Schuh, sodass er hochrot einen Schritt zurücktrat und
beschämt die Hände um die ergatterte Sonnenmilch schloss.
„Ah
… viel besser, und Sie kaufen
schon für den Sommer vor?“, fragte Jim zwinkernd und zupfte sich
kurz seine wollige Mütze zurecht. Martin verstand im ersten Moment
nicht, was sein Gegenüber von ihm wollte, doch dann spürte
er die kühle Flasche in seinen Händen und schüttelte den Kopf.
„Nein,
nein. Ich fliege in ein paar Tagen in den
Urlaub“, antwortete er wahrheitsgetreu.
„Also
wollen Sie direkt nach Weihnachten, ein wenig Sonne und Wärme
tanken? Eine interessante Idee“, schmunzelte Jim, doch wieder
musste Martin etwas richtigstellen.
„Nicht
ganz. Ich fliege zwei Tage vor Weihnachten, also auch zwei Tage nach
der Weihnachtsfeier im Kindergarten.“
Jim
wirkte etwas erstaunt über dass, was ihm Martin zufrieden mitteilte.
„Feiern
Sie denn nicht mit ihrer Familie?“, wollte er wissen.
Ganz minimal verzogen sich Martins Lippen. Seine Antwort bestand aus
einem Kopfschütteln. Jim wirkte etwas überrascht bei der
Information.
„Nun.
Den Flug können sie ja kaum stornieren, aber vielleicht hätten Sie
ja Lust, … eine kleine Vorweihnachtsfeier mit mir zu machen.
Vielleicht in einen Club etwas trinken gehen, oder Sie kommen zu mir
und ich koche uns etwas?“, schlug Jim nach einem kurzen Moment des
Schweigens vor. Martin war verblüfft und sah ihn wohl auch
dementsprechend an, dass sein Gegenüber mit einem Mal zu schmunzeln
anfing. Schnell fing er sich wieder.
„Ich
denke, wenn wir unverbindlich etwas trinken gehen, kann dass nicht
schaden.“ Martins Herz klopfte vor Aufregung ganz laut und kurz
hoffte er das Jim es nicht mitbekam. Sie kannten sich ja nicht mal.
Aber trotzdem war er von diesem Mann mit dem hübschen Lächeln ganz
angetan.
„Wie
wäre es mit Samstag Nachmittag? Einen Tag nach der Weihnachtsfeier
in der Kita?“, fügte er fragend hinzu und drückte die Sonnenmilch
unbewusst an seine Brust.
„Sehr
gern. Ich freue mich schon“, zwinkerte Jim
und sah an Martin vorbei, als er seinen Namen rufen hörte. Es war
Becky, welche gerade ein Kindershampoo geholt hatte. Erstaunt sah sie
ihren Erzieher an. Und rief ...
„Martin,
Martin. Ich freue mich schon total auf das Singen. Soll ich dir etwas
vorsingen?“, fragte Becky und fing auch schon
mit „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, an. Martin lachte leicht
und unterbrach sie damit.
„Heb
dir das für übermorgen auf. Dann kannst
du uns allen zeigen, wie toll du singen kannst. Ich muss jetzt auch
schon weiter. Bis Morgen.“ Er winkte den beiden zu
und verschwand mit seinem Einkauf zur Kasse. Da noch zwei Frauen vor
ihm waren, beobachtete er, wie Jim seiner Nichte durch das blonde
Haar strich, während die beiden miteinander sprachen und lachten.
Erneut
fiel ihm auf, was für ein hübsches Lachen der Onkel hatte. Martin
musste den Kopf über sich selber schütteln und bezahlte seine
Sonnenmilch, nur um dann noch, erfolglos nach Sandalen zu schauen.
Es
war ein Tag vor der Weihnachtsfeier. Martin hatte am Morgen und am
Nachmittag, heimlich und schmachtend, Jim beobachtet. Sascha
war es allerdings aufgefallen und hatte ihn ab und zu mal damit
aufgezogen. Martin war ihr murrend ausgewichen und hatte sich um
seine Arbeit gekümmert und die Kinder versorgt.
Dann
endlich war der Tag der Weihnachtsfeier. In
den letzten Tagen hatten sie gemeinsam die Räume hübsch geschmückt.
Jetzt warteten sie auf die Eltern mit ihren Kindern. Martin
kümmerte sich um die Getränke.
Als
die Kinder sangen, stand Martin an der Tür und lauschte den Kleinen.
Die Takte waren manchmal etwas schief, doch ihm gefiel es. Er mochte
Kinder schon immer und hatte sich auch immer gern um seine kleine
Schwester gekümmert ... damals.
Martin
verscheuchte den Gedanken und ließ den Blick umherwandern. Die
Eltern sahen stolz und gebannt zu ihren Kindern, während manche
Geschwister von den Keksen naschten. Es war alles friedlich und auch
Marina hatte er entdeckt. Diese sah ebenso stolz zu ihrer Tochter.
Nur Jim hatte er noch nicht gesehen. Becky hatte ihm lautstark
erzählt, dass dieser bei einer Nicky, verschlafen hatte.
Martin
hatte einen Stich im Herzen verspürt, doch er hatte weiter
gelächelt. Was hatte er auch erwartet? Das ein so sexy Mann, genauso
schwul wie er war? Jim war einfach nur freundlich, vor allem zu
Menschen, die nett zu seiner Nichte waren.
„Die
Kinder singen echt toll“, raunte ihm
plötzlich eine leise Stimme ins Ohr. Erschrocken drehte er sich um.
Er war total in Gedanken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie
jemand ganz nah an ihn herangetreten war. Es war Jim, der
gerade die Mütze vom Kopf nahm
und die Handschuhe auszog.
Seine
Wangen waren gerötet und die
Lippen zitterten ziemlich.
„Ja
das sind sie. Möchten Sie
etwas Warmes trinken? Die Vorführung dauert noch ein wenig“,
fragte Martin, als er den Schreckensmoment überwunden
hatte. Die blauen Augen, welche ihn musterten, schienen in sein
Innerstes vordringen zu wollen. Dann aber nickte Jim doch.
„Sehr
gern. Ein heißer Kaffee oder Kakao wäre gerade absolut
fabelhaft.“
Zusammen
verließen sie den Veranstaltungsraum, um in die kleine Küche zu
verschwinden. Dort blubberte gerade der Kaffee durch die
Kaffeemaschine. Martin goss Kaffee in
eine Tasse.
„Milch?
Zucker?“, wollte er wissen und reichte ihm das Gewünschte,
damit dieser die richtige Menge selber hineintun konnte. Als Jim
einen Schluck genommen hatte und genüsslich seufzte, zog er auch
endlich die dicke Winterjacke aus.
„Tut
mir leid, dass ich so spät dran bin. Eigentlich wollte ich ja
pünktlich sein“, seufzte Jim entschuldigend, doch Martin winkte
ab.
„Becky
hat schon erzählt, dass sie bei einer Nicky verschlafen haben. Sie
sind also entschuldigt“, schmunzelte Martin mit einem etwas steifen
Gesichtsausdruck. Er wusste eh nicht, wieso er sich so seltsam
verhielt. Der Typ war hetero, wahrscheinlich vergeben und er war
nicht der Typ, der sich auf den ersten Blick verknallte.
„Hat
sie das? Ja stimmt. Er ist ein alter Freund von mir. Da ich lange
nicht mehr da war, haben wir ein wenig gefeiert. Hab wohl etwas zu
viel getrunken“, lachte Jim mit seiner angenehm, etwas rau
wirkenden Stimme. Martin dagegen nahm die Korrektur gedanklich wahr.
Also doch ein Kumpel, ein Mann bei dem Jim geschlafen hatte. Aber das
sollte ihn ja nicht kümmern.
„Ist
ja kein Problem. Becky wird sich freuen, dass sie noch rechtzeitig
hier waren“, lächelte Martin und nahm sich einen Saft und nippte
daran.
„Ich
hatte gehofft, Sie zu erwischen“, ließ Jim mit einem Mal
verlauten, was diesen verwirrte.
„Wieso
sollten Sie nicht? Ich arbeite ja hier“, gab dieser zurück und
fühlte sich ein wenig nervös. Die blauen Augen schienen ihn
fixieren zu wollen. Er konnte den Blick einfach nicht abwenden, auch
wenn er sich mit dem Saft beschäftigte und das Glas hin und her
drehte.
„Nein,
… also ja, ich weiß. Aber das meinte ich nicht. Ich dachte, Sie
wären zu sehr mit der Feier beschäftigt und
das wir dann nicht in Ruhe etwas reden könnten“, erklärte Jim,
nachdem er kurz den Kopf geschüttelt hatte.
„Worüber
möchten Sie denn reden Herr Hawkins“, wollte Martin, aus
irgendeinem Grund, mit klopfendem Herzen, wissen.
„Nennen
Sie mich Jim“, bot dieser,
anstatt einer Antwort an, was Martin schon wieder schwitzige Hände
bescherte.
„Dann
du mich aber auch Martin“, erwiderte er zwinkernd und sah deutlich
das Nicken. Es war ein großartiges Gefühl.
„Weißt
du. Ich freue mich schon sehr auf Morgen Nachmittag. Wäre es dir
Recht, wenn ich dich bei dir zu Hause abhole? Dann können wir
zusammengehen und müssen uns nicht erst irgendwo treffen“, schlug
Jim vor und fast wie auf Kommando hin, nickte der Rotschopf.
Peinlich berührt, weil er so schnell genickt hatte, als würde er es
nicht abwarten können, hielt er auch sofort wieder inne und trank
hastig etwas von seinem Saft.
„Das
wäre Klasse. Ich gebe dir nach der Feier noch meine Adresse. Wir
sollten nur langsam zurück. Die Vorführungen müssten bald vorbei
sein und dann kommt der Weihnachtsmann“, erklärte Martin und war
noch immer ziemlich verlegen. Er hoffte, dass Jim nicht noch falsch
von ihm dachte. Er stellte das Glas zur Seite und ging voraus. Jim
folgte ihm und ohne noch etwas zu sagen, schmuggelten sie sich zurück
in den Veranstaltungsraum.
Tatsächlich
waren sie mit Singen und Gedichten aufsagen fertig und ein Kollege,
verkleidet als Weihnachtsmann, kam durch die Terrassentür herein.
Sofort ging das hohoho und das wart ihr auch brav, los.
Jim
hatte sich derweil zu seiner Familie gesetzt und hatte wenig später,
Becky auf seinem Schoß hocken. Martin lehnte an einer Wand und
beobachtete vor allem den Glatzköpfigen
Mann. Saschas
stichelnde Bemerkungen ignorierte er dabei gekonnt. Er wusste ja,
dass es nicht richtig war. Jim war ein Verwandter von Becky und er
fing grundsätzlich nichts, mit einem Mann, der zur Familie seiner
Schützlinge gehörte, an. Aber Jim hatte einfach etwas. Er war wie
gebannt von diesem, wie schon lange von keinem anderen mehr.
Die
Feier verging und die Eltern verabschiedeten sich nach und nach, um
mit ihren Kindern nach Hause zu gehen. Becky war eine der Letzten,
die mit ihren Verwandten
verschwand. Sie verabschiedete sich gerade noch von Sascha, welche
ein paar letzte Worte mit Marina wechselte. Jim dagegen war zu dem
Erzieher getreten.
„Bis
Morgen. Ich komme gegen drei bei dir vorbei“, verabschiedete er
sich und steckte den Zettel mit der Adresse in seine Hosentasche.
Kurz sah sich Jim um, doch es sah niemand zu ihnen. Er beugte er sich
vor und platzierte einen Kuss auf Martins Wange. Dieser hatte dem
Drang widerstanden, denn Kopf so zu drehen, dass sich ihre Lippen
treffen konnten. Seine Wange prickelte jedoch genug und auf seinen
Lippen, ein kleines Grinsen zu zaubern.
„Ciao“,
lächelte Jim und wirkte verlegen. Er ließ sich von Becky, die zu
ihnen gelaufen kam, mitziehen und war schnell aus
Martins Sichtfeld verschwunden. Zögernd legte er sich seine Hand auf
die geküsste Stelle, fuhr mit den Fingerspitzen drüber und fragte
sich, ob er das nur geträumt hatte. Doch das Prickeln war so
verdammt präsent, dass es einfach wahr sein musste.
Hoffnung
flammte in Martin auf, welche er hartnäckig wieder hinunter kämpfte
und tief im Innern vergrub. Er würde es abwarten. Warten, zu was
dass alles führen würde.
„Wir
gehen nur etwas trinken, nur etwas Trinken. Mehr nicht. Also beruhige
dich Alter“,
murmelte Martin, sich selber zu, als er nur mit dem Handtuch
bekleidet vor dem Kleiderschrank stand und sich durch die wenigen
Kleidungsstücke, die er besaß, wühlte. Er war völlig aufgeregt.
In nicht mal einer halben Stunde würde ihn Jim abholen. Er hatte den
ganzen Vormittag bis zum Nachmittag damit verschwendet, seine Wohnung
auf Vordermann zu bringen, auch wenn Jim hier eh nicht rein wollte.
Sie wollten ja außerhalb etwas trinken gehen.
Als
er bemerkt hatte, wie spät es schon war, hatte er an sich und seiner
Kleidung geschnuppert und beschlossen noch zu duschen und nun stand
er hier und wusste, wie eine Frau, nicht was er anziehen sollte.
„Noch
zehn Minuten. Komm schon Martin. Du weißt dich doch sonst auch immer
zu kleiden“, nuschelte er und schmiss ein T-Shirt mit einem
Bandlogo hinter sich auf das Bett, auf den schon bestehenden, kleinen
Stapel.
In
genau diesem Moment klingelte es.
In
Martins Ohren klang es unnatürlich laut und sein Herz machte
zusätzlich einen Satz seinen Hals hinauf und wollte aus dem Mund
entfliehen. Doch er schluckte es tapfer wieder hinunter.
Schlussendlich ergriff er sich eines der Oberteile und eine Jeans und
machte sich innerhalb einer Minute fertig. Schnell eilte er zur Tür
und drückte die Freisprechtaste.
„Ja?“
„Hi,
ich bin es. Bist du fertig?“, fragte Jims angenehme Stimme, die ihm
wie ein eisiger Schauder über den Rücken, hinunterlief.
„Klar.
Bin sofort bei dir“, damit zog er sich hastig die Schuhe über und
wäre fast gestolpert. Doch er fing sich noch an der Türklinke ab.
Das
war alles nicht ganz ungefährlich. Er hatte sich wohl den Finger
gestoßen, welcher etwas schmerzhaft pochte, doch er war viel zu
aufgeregt und ignorierte es. Eilig schlüpfte er noch in seine
Winterjacke, band sich seinen Schal um, stülpte sich seine Mütze
über, griff sich seine Geldbörse und seinen Hausschlüssel und
verließ seine Wohnung. Er rannte die Treppen fast fliegend hinunter,
und bevor er unten war, holte er noch mal tief Luft. Beherrscht trat
er in die kalte Winterluft hinaus. Es war schon längst alles dunkel,
nur Jim stand im Licht, der Hausbeleuchtung.
„Hey“,
grüßten sie einander und Martin konnte es sich nicht verkneifen,
Jim kurz zu umarmen.
„Na
dann lass uns mal los. Ich dachte, wir gehen beide ins Billard“,
schlug Jim vor und deutete in die entsprechende Richtung.
„Das
wurde vor zwei Monaten geschlossen. Wie wäre es mit
dem Pool?“, wandte Martin ein, weswegen sein Gegenüber etwas
erstaunt
schien, jedoch nickte.
„Gut.
Dann dahin. Ich war wirklich zu lange weggewesen“, lachte Jim
verlegen, als sie zusammen loszugehen.
„Wo
warst du denn gewesen?“, wollte Martin interessiert wissen.
„Ich
war Reisen. Travel and Work für zwei Jahre und davor drei
Jahre in London zum Arbeiten. Aber wie heißt es doch so schön?
Daheim ist es am schönsten. Jetzt hat es mich wieder hierhergezogen
und ich komme bei meiner Schwester und Becky unter“, erzählte Jim
und klang sehr leidenschaftlich.
„Was
hast du denn gearbeitet?“, fragte er fasziniert.
„Die
drei Jahre in London habe ich als Streetworker gearbeitet und ein
wenig beim Jugendamt. Beim Work and Travel, eigentlich überall mal.
Kellnern, Straßenbau, Babysitten, Hundesitten, Kochen, Friseur, wie
gesagt. Alles mal.“
„Das
klingt toll und was wirst du jetzt hier machen? Wieder mit dem
Jugendamt zusammenarbeiten?“, wollte Martin neugierig wissen.
„Ich
denke, ich werde im städtischen Kinderheim anfangen. Ich bin ja
gelernter Erzieher und da wird das schon gehen.“
„Das
klingt klasse. Da wünsche ich dir viel Glück“, sprach Martin und
meinte es auch so. Wenn Jim wirklich hier blieb, dann sahen sie sich
vielleicht öfter.
„Wann
fliegst du Morgen eigentlich?“, wollte nun Jim wissen.
„Gegen
Mittag und am zweiten Januar komme ich wieder“, erzählte dieser
ihm lächelnd und merkte, wie schweigsam Jim
plötzlich wurde. Verwirrt und fragend beobachtete er ihn von
der Seite, bis dieser den Mund öffnete, gleich aber wieder schloss.
„Alles
klar?“
„Na
ja. Ich hatte gedacht, dich vielleicht zu Weihnachten einzuladen.
Aber du bist ja nicht da. Da dachte ich mir gerade, … vielleicht
möchtest du ja Weihnachten, mit mir vorfeiern?“, druckste Jim ein
wenig herum und bemerkte nicht, da er auf die schneebedeckte Straße
blickte, wie sich Martins Lippen fest aufeinander pressten.
„Das
muss nicht sein“, erwiderte Martin rasch und erntete
einen fragenden Seitenblick.
„Es
würde mir nichts ausmachen. Ehrlich. Ich finde dich nett und würde
mich freuen, wenn wir etwas zusammen feiern könnten“, erwiderte
Jim und blickte ihn offen an, bekam so auch das Kopfschütteln mit.
„Wirklich.
Das muss nicht sein“, beteuerte Martin erneut, während sie eine
Straße überquerten und er einen kleinen Schneebrocken davon kickte.
„Liegt
es an mir? Oder bist du einer von denen, die Weihnachten genauso wie
den Geburtstag niemals vorzeitig feiern?“, wollte Jim wissen und
drückte auf den Buzzer für die Ampel. Es dauerte ein wenig.
„Ich
feiere Weihnachten einfach nur nicht“, knirschte Martin durch die
Zähne hindurch und ballte seine Fäuste in seinen Handschuhen.
„Echt
nicht? Dabei ist es ein so schöner Tag. Voller Freude, Spaß und
Besinnung“, wunderte sich Jim und bemerkte anscheinend endlich
dessen Unwohlsein. Er konnte sehen, wie sehr sich sein Begleiter
versteift hatte und griff einfach nach dessen geballter Hand. Martin
glaubte aus allen Wolken zu fallen, da er nicht damit gerechnet
hatte. Sein Mund wurde ganz trocken, während sein
Herzschlag zunahm. Mit großen Augen sah
er Jims blaue Augen an, welcher ihn lächelnd ansah. Martin spürte
sein Herz immer höher schlagen.
„Für
mich leider nicht“, hauchte Martin. Er erwiderte den Händedruck,
nur um trotz seiner schlechten Gefühle, zu lächeln. So erreichten
sie endlich den Club °Pool°. Jim öffnete ihm die Tür und hielt
sie auf, um nach ihm einzutreten.
„Was
möchtest du zu trinken?“, wollte er wissen und zog sich die Mütze
von seinem kahlen Schädel und steckte sie in die Jackentasche.
„Ein
Bier. Danke“, damit folgte Martin ihm und ließ sich auf einem
Barhocker nieder. Dafür hatte er den Händekontakt leider aufgeben
müssen, doch die Hoffnung in ihm, war geweckt. Dankend nahm er das
Bier entgegen und nahm einen Schluck.
„Wieso
magst du eigentlich kein Weihnachten? Ich denke mal, wenn du es nicht
feierst, wirst du es nicht mögen, oder?“, fragte Jim, als auch er
einen Schluck aus seiner Flasche genommen hatte.
„Lass
uns über etwas anderes reden und uns nicht den restlichen Tag,
dadurch versauen“, bat Martin und Jim nickte zustimmend. Sie
sprachen über alles Mögliche. Das bald anstehende Fest mieden sie
dabei tunlichst, auch wenn Jim sicher neugierig war. Nach dem ersten
Bier, gab Martin ihnen noch ein Zweites aus und Jim ihnen noch
ein Drittes. In der Zeit hatte sich sogar Jims Hand, auf die seines
Gegenübers verirrt. Er streichelte zärtlich über dessen
Handrücken, während sich Martin so wohl wie schon lange nicht mehr
fühlte.
Es
war spät geworden, als sie sich auf den Heimweg machten. Jim
hatte den letzten Drink für sie beide gezahlt, hielt ihm auch
beim Rausgehen die Tür auf. Zusammen liefen sie durch die von
Laternen erhellten Straßen. Es fuhren keine Autos mehr und auch alle
Menschen waren im Bett. Martin nutzte die Chance, dass sie keiner sah
und die, dass er alles Notfalls auf den Alkohol schieben konnte und
griff nach Jims Hand. Dieser erwiderte den
Griff sofort und ohne zu zögern.
Martins
Herz, welches den ganzen Abend schon nicht stillhielt, versuchte
schon wieder auf sich aufmerksam zu machen und jubelte vor Freude
auf. An der Ampel blieben sie beide einfach stehen. Auch wenn
nichts kam, die Ampellichter aus
waren und sie einfach hätten gehen können. Doch ihre Blicke
verhakten sich ineinander, wollten einander nicht mehr loslassen,
genauso wie ihre Hände.
Ohne
etwas zu sagen, kamen sie einander näher, ließen ihren warmen Atem
über die Lippen des anderen streichen, hielten nur Millimeter
voneinander inne. Fast als warteten sie auf das Einverständnis des
jeweils anderen, doch Martin wollte nicht warten. Er überbrückte
den letzten Abstand und schmiegte seine Lippen an die anderen.
Jim
schlang seinen Arm um Martin und zog ihn so nah an
sich heran, dass nichts mehr zwischen sie
passte. Ein Seufzen machte deutlich,
wie sehr es Martin
gefiel. Er hatte schon länger
keinen Mann mehr mit so viel Gefühl geküsst und wollte den Kuss gar
nicht mehr unterbrechen, zumindest, bis er ein fast durchdrehendes
Motorgeräusch vernahm.
Abrupt
löste er sich von Jim und sah über dessen Schulter, die Straße
hinunter. Zwei helle Autoscheinwerfer kamen ihnen in einer
unglaublichen Geschwindigkeit entgegen. Der Wagen schlingerte.
Martins Herz setzte aus und im letzten Moment stieß er den eindeutig
vor Schock erstarrten Jim zur Seite und wollte selber noch
ausweichen, doch der Wagen erfasste ihn.
Schmerzen
und Schnee wirbelten durcheinander, Blut tropfte in die weiße
Schneedecke, die Gedanken verschwammen, die Sicht wurde immer
unklarer. Martin nahm kaum etwas wahr, sah zwei Beine, die
näherkamen, eine aufgeregte Stimme, die seinen Namen rief. Doch die
Kälte, welche nach ihm griff, zerrte ihn hinab in die Ohnmacht.
Grelles
Licht, das durch die geschlossenen Augenlider drang. Ein unangenehmer
Geruch nach Desinfektionsmittel. Pochende Schmerzen im Kopf und
stechende im Arm. Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ
Martins Lippen. Ihm war schlecht und seine Augen wollten sich nicht
öffnen lassen. Was war geschehen? Er fühlte sich wie von einer
Dampfwalze überrollt.
„Martin?“
Sein Name drang nur undeutlich zu ihm durch, sodass er nur ein
leidendes „ahh“, von sich gab. Die Stimme rief nach einer
Schwester und klang viel weiter weg als vorher. Es dauerte nicht
lang, da wurden seine Schmerzen endlich weniger und der Raum etwas
dunkler, sodass er es wagte, die Augen zu öffnen. Erst sah er nicht
viel, so das er blinzeln musste.
Irgendjemand
hatte seine Hand genommen, auf der Seite wo keine Schmerzen waren.
Sie war angenehm warm, im Gegensatz zu seiner eigenen. Er drehte den
Kopf und erkannte blaue Augen.
„Jim?“,
fragte er verwundert, sah, wie sich die Augen bewegten und
registrierte nur langsam dessen ganzes Gesicht. Jim wirkte besorgt
und ganz blass.
„Was
… ist passiert?“, wollte Martin wissen und kniff kurzzeitig die
Augen zusammen.
„Du
wurdest angefahren, als du mich beiseite gestoßen hast. Verdammt,
hatte ich eine Angst um dich. Du hast dich nicht mehr gerührt“,
stieß Jim hervor und drückte Martins Hand etwas fester. Gelbe Augen
tauchten in dessen Erinnerung auf. raubtierhafte Autoaugen und das
gefährlich klingende quietschen.
„Was
ist … mit dir?“, erkundigte er sich sogleich.
„Mir
ist nichts passiert. Du hast mich ja gerettet. Mit dem Fahrer ist
auch alles Okay. Nur eine Gehirnerschütterung, aber du hast einen
gebrochenen Arm und eine geprellte Rippe“, erklärte Jim.
„Kein
Wunder … warum ich mich so scheiße fühle … bin froh, dass du …
okay bist“, japste Martin, welcher total müde war. Jim lächelte
sanft und teils auch nachsichtig bei den Worten.
„Du
wirst wieder gesund, aber deinen Urlaub wirst du wohl verpassen.“
Diese Tatsache gefiel Martin eindeutig nicht, da er die Lippen verzog
und diesmal nicht vor Schmerzen.
„Scheiße“,
hauchte dieser und schloss die Augen.
„Schlaf
ein wenig und wenn du wieder wach bist, dann sehen wir weiter“,
schlug Jim vor und anstandslos kam Martin dem nach.
Als
er das nächste Mal wach wurde, wurde er gerade untersucht. Der
Doktor erklärte ihm die Lage, auch wenn Martin immer wieder nach Jim
schaute, doch dieser war nicht da.
„Ihr
Freund ist für sich etwas zu essen holen gegangen. Er hatte die
ganze Zeit an ihrer Seite gewacht. Ein wirklich fürsorglicher
Partner, denn sie da haben“, informierte ihn der recht junge
Arzt und war dann auch verschwunden. Sein Bruch war gut vergibst und
dank der Schmerzmittel, war es erträglich. Er hatte zudem erfahren,
das in diesem Moment gerade sein Flug nach Hawaii ging. Fazit? In
zwei Tagen war Weihnachten.
Wenig
später kam auch Jim wieder herein. In der Hand zwei Flaschen Wasser,
wovon er Martin eine geöffnete reichte. Dieser trank hastig daraus.
Sein Hals fühlte sich so trocken und kratzig an das es eine reine
Wohltat war.
„Der
Arzt hat gesagt, du wärst mein Partner? Wie kommt der darauf?“,
fragte Martin und reichte die Flasche zurück. Jim dagegen druckste
etwas herum, bevor er antwortete.
„Ich
habe denen gesagt, dass wir Lebensgefährten sind. Ich wusste ja
nicht, wen sie sonst hätten anrufen können und ich wollte dich
nicht alleine lassen. Nicht, nachdem wir uns gestern Abend so nahe
gekommen sind.“
Da
Martins Gedanken noch schwer waren, konnte er nur schmunzeln.
„Könntest
du mir noch mal zeigen, wie nah wir uns gestern gekommen sind?“,
wollte Martin wissen, was Jim grinsen ließ.
„Natürlich.“
Jim beugte sich zu ihm runter und vereinte seine Lippen zu einem Kuss
mit Martins. Dieser schloss genießend die Augen, genoss die
Zärtlichkeit und öffnete den Mund als Jim um Einlass bat. Liebevoll
umspielten sich ihre Zungen und sendeten angenehme Schauer durch ihre
Körper.
„Dann
können wir Weihnachten ja doch noch zusammen feiern“, murmelte Jim
leise, als sie ihren Kuss lösten und ihre Stirnen einander
berührten. Martin allerdings versetzte das eine kalte Dusche. Er
wendete den Blick ab und sog die Unterlippe in den Mund, um darauf
herumzukauen.
„Was
ist mit dir? Möchtest, … möchtest du es mir erzählen?“, fragte
Jim vorsichtig nach, doch Martin schwieg. Er überlegte, ob er das
wirklich machen sollte, oder lieber nicht.
„Sag
es mir Martin. Ich behalte es auch für mich“, versprach dieser ihm
sanft und streichelte über dessen Wange. Martin sah zu ihm auf, sah
deutlich die Wahrheit in dessen Augen und schluckte einmal, ehe er
antwortete.
„Ich
hasse Weihnachten. Ich hasse es einfach. Wieso muss es nur einen so
schrecklichen Tag geben?“
Während
Jim ihn erstaunt ansah, seufzte Martin tief auf und wich dem Blick
aus.
„Wieso
hasst du diesen Tag so sehr? Becky hat so etwas nie erwähnt. Ist das
im Kindergarten nicht eher hinderlich?“
„Becky
weiß es nicht. Im Kindergarten tue ich so wie alle anderen, als
würde mir dieses Fest gefallen, doch das tut es nicht. Ich hasse es
einfach. Seid sieben Weihnachten, passiert an diesem Tag immer etwas
Schlimmes. Erst verstarb meine … meine kleine Schwester, dann mein
damaliger Hund, meine Eltern bei einem Autounfall, mein Freund
verließ mich, meine Oma verstarb. Ich verlor meinen Job vorletztes
Jahr und letztes Jahr brannte meine Wohnung genau an diesem
beschissenen Tag ab. Na ja und dieses Weihnachten. Ich will nicht
wissen, was da passiert, oder aber das hier war meine diesjährige
Weihnachtsüberraschung“, erzählte Martin seufzend, ohne in das
mitfühlende Gesicht Jims zu sehen.
„Das
ist wirklich Scheiße. Aber nicht jedes Weihnachten wird schlimm
sein. Irgendwann hat jede Pechsträhne mal ein Ende. Ich möchte dir
zur Seite stehen … lass uns zusammen Feiern und dir neue, schöne
Weihnachtserinnerungen schaffen“, schlug Jim sanft vor und drehte
Martins Gesicht vorsichtig zu sich. So konnten sie einander ansehen,
tauschten schweigend Blicke aus.
„Ich
möchte nicht, dass dir als Nächstem etwas passiert. Ich mag dich
und du bist mir sofort aufgefallen, als du Becky damals abgeholt
hast, … apropos Becky. Feierst du nicht mit ihnen? Übermorgen ist
es doch schon soweit?“, fragte Martin zögernd und spürte das
Nasenreiben.
„Doch.
Aber du feierst mit uns mit. Becky und Marina werden sich freuen und
ich erst recht. Wir durchbrechen deine Pechsträhne. Ab jetzt wird
jedes Weihnachten wunderbar werden. Ich verspreche es dir“,
versprach Jim liebevoll so das Martin nicht anders konnte, als zu
nicken.
„Okay“,
hauchte er und bekam von Jim einen erneuten Kuss.
So
saßen sie zwei Tage später, zusammen bei Jim, dessen Schwester und
Becky daheim und feierten Weihnachten. Becky hatte sich gefreut, als
sie ihren Erzieher gesehen hatte und noch mehr, als sie erfahren
hatte, dass dieser mit ihrem Onkel zusammen war.
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Ich hoffe es hat euh gefallen
Morgen geht es auf yaozaru Blogg weiter ;)
Huhu!
AntwortenLöschenOh je....*seufz*......
Nachdem was Martin die letzten Jahre
alles erlebt hat.
Kann ich verstehen, das er mit Weihnachten nichts mehr zu tun haben
möchte.....*seufz*
Aber jetzt mit Jim an seiner Seite, kann
es doch nur besser werden. *hach und seufz*
Ein ganz, ganz großes Dankeschön an dich,
für diese tolle Geschichte.
War wuuuunderbar......himmlisch.:)))
Liebe Grüße an dich....
Lizzie
Es ist wirklich an der Zeit, die Pechsträhne zu unterbrechen.
AntwortenLöschenNiedliche Geschichte, danke!
LG
Martina
Dann hoffe doch mal sehr, dass Jim Recht behält und Martin's Weihnachtspechsträhne durchbrochen wird.
AntwortenLöschenDer Unfall war ja schon schlimm genug. Andererseits hat er dafür gesorgt, dass sie zusammen sein können.
LG Piccolo
Ganz süße Geschichte.
AntwortenLöschenMartin und Jim sind ein süßes Paar und werdem sicher viele schöne Weihnachten zusammen erleben,
das hab ich so im Gefühl XDDD
Lg Luna
Na, dann wird ja ab jetzt alles gut :)
AntwortenLöschenBecky wird sich freuen
LG Katrin
Eine schöne Geschichte, ich mag Gay-Geschichten mit Kindern ;)
AntwortenLöschenund für Martin hoffe ich doch wirklich das Jim es schafft im noch viele schöne Weihnachten zu bescheren.
LG Dany
Eine süße Geschichte, auch wenn ich denke, dass die Pechsträhne wirklich sehr fies ist. Aber jetzt besteht ja Hoffnung, dass Martins Weihnachten in den nächsten Jahren einfach nur gute Überraschungen für ihn bereithält ;)
AntwortenLöschenEine wirklich schöne Geschichte. Ich kann verstehen, dass Martin Weihnachten nicht mehr feiern wollte, bzw. es hasst. Aber hoffentlich wird es zukünftig besser. Wer weiss, was auf dem Weg oder in Hawaii passiert wäre :-)
AntwortenLöschenLG Lilith
Pechsträhnen, die so lange dauern; das ist schon hart.
AntwortenLöschenSchön, wie du deinen Prota davon erlöst hast!
lg Karolina
Hi... ich hab ein Profil bei fanfiction.de und von dort bin ich auf deine Homepage geschickt worden ^^
AntwortenLöschensuper süß geschrieben...
es hat mir echt gut gefallen und habe total mitgefiebert...
Jaja das Schicksal hatte es echt nicht gut mit Martin gemeint.... aber zum Glück ist sie ja jetzt vorbei...
gglg mary